Kartuschen - Thema: Mahlzeit !
Kaum ein Wort ist so deutsch wie dieser seltsame Gruss, den man sich zuschickt, wenn bereits irgendwo jemand
am essen ist.. MAHLZEIT ! Die Antwort darauf kommt in dieser Art: Grmpf. ( Mit vollem Mund geantwortetes "danke")
Manchmal sagt man auch "Guten Appetit" oder "schmeckt's?" oder "schmeckt es wenigstens?" - dieses "wenigstens"
klingt irgendwie nach "na ja es schaut schon bloed aus, aber.." das erinnert mich an diese Worte, die viele
Deutsche von ihrer Mutter gehoert haben: Ich wuensche dir ja nichts boeses, aber so ein Kind, wie du bist, das
sollst du spaeter auch mal haben..
"Es war ein schoener Urlaub, aber.." oder "das hast du gut gemacht, aber.."
dieses "aber" haut immer ganz gut rein.
Was haben wir nicht alles erlebt mit diesem Thema Essen und Gastronomie, die Erzaehlung darueber geht buchstaeblich
auf keine Kuhhaut, vom gereizten und sofort bei jeder Kleinigkeit schimpflich reagierenden Wirt bis zum Schmuddel-Pommes-Budenbetreiber mit
offenem Hosenlatz in Frankreich, oder dem Lokal ohne Fensterscheiben - dafuer aber Hochwasser in der Kueche, von
einer "dunklen Stube", einer uralten Gastwirtschaft in der Heimat, wo nicht mal ein 7j. Junge satt wurde. Von der
kalten Grillplatte bis zum schieren Nepp oder dem Typ in der Kantine, den sie "Schweinebacke" nannten, vom Fernsehkoch,
der mehr von seinen eigenen -mit riesigem Getoese gemachten- Bratkartoffeln beim Probieren weggefressen hat, bis
kaum noch was fuer die Zuschauer blieb.. bis zu den "pochierten" Eiern im Glas zum Preis eines ganzen Menues oder
dem Glas Leitungswasser zu 5 DM in Ruedesheim am Rhein.
Egal wo wir gegessen haben: "Mahlzeit", wenn ein neuer Gast in die Stube kam..
"Grmpf", kam es im Chor zurueck.
Nach solchen Erlebnissen ist unser Sohn - inzwischen laengst erwachsen - wieder mit uns gewesen, diesmal auf
dem Fuchstanz (Hochtaunus). Er war vor der Bestellung mal geschwind weg und spaeter hat sich herausgestellt, wo
er war. (Nein, nicht auf der Toilette) Er hat den jungen Koch gefragt: Habt ihr ein Essen, von dem ich satt werde?
Dann wurde ihm eine gute Schuessel dicke Erbsensuppe gereicht. (Offenbar war die gut und genug,- alle anderen Leute
am Tisch bekamen nur mickrige andere Speisen)
Da war noch die Sache mit der halben Bratwurst: Wir standen mit dem Tablett in der Hand am Ausgabeschalter
der Kantine und trippelten immer wieder ein Stueckchen vor. "Heute soll es vier Nuernberger Rostbratwuerstchen und
Kartoffelpueree geben" meint mein Kollege - selbst wenn die Wuerstel klein ausfallen, ist das noch immer besser
als die Suppe, die du dir ausgesucht hast. (Er war ein grosser Bauernbursche, der nun im Amt arbeitete)
Vor uns war eine Frau, deren Herkunft wohl in Polen lag- "Sssuuuuuupe, sssssuuuuupe aaaauch?" Nein, patzte
Schweinebacke heraus, nur das. Suppe kostet extra. Spaeter hat die ganze Station dieses "sssssuuuuupe, sssssuuuupe aaaauch"
nachgeaefft. Nun kamen wir endlich dran - ich bekam meinen Teller dicke Suppe und sah gerade, wie der Kantinenfritze
ein normales Bratwuerstchen mit der Zange in der Hoehe hielt und ... durchschnitt, - eine Haelfte fuer den grossen
Kollegen und die andere Haelfte fuer den Hintermann. Den Blick haettet ihr sehen sollen, diesen total verdadderten Blick!
Aeh aeh stammelte dieser und gab brav sein "Essensmaerkchen" ab um an den Tisch zu gehen, wo die anderen Kollegen
schon spoettelten: Na? Auf Diaet? Die anderen hatten "Glueck", da waren die Nuernberger noch nicht "aus".
Na ja, winzigst waren die Dinger auf deren Tellern, als ob die unter einer Optikerlupe gebastelt worden waeren..
Heute waere ich schlagfertig genug, das Essenmaerkchen durchzureissen und nur eine Haelfte als Bezahlung in
die Schale zu legen !
In einem anderen Fall war meine Reklamation wegen einer Frikadelle zur sofortigen Schliessung der Betriebskantine und
zum Skandal (gegen mich) gekommen. "Wie kannst du nur und wo sollen wir jetzt essen?" War war geschehen? Nun -
ich stand in der Schlange, artig mit dem Tablet, wie alle anderen auch. Es sollte Braten, Sauce und Gemuese geben.
Das hoert sich doch gut an - also ran. Vor mir war ein Vorgesetzter und bekam ein recht gutes groesseres Stueck
auf den Teller, dann kam ich und bekam eine winziges, zerrissenes Ding und lieblos einen kleinen Klecks Gemuese -
platsch. Dann schaute ich nach dem Hintermann - wieder ein Vorgesetzter und wieder gab es eine ordentliche Portion.
Hinterher stellte sich heraus, dass beide im Kantinenausschuss waren.. Danach gab es Kaiserfleisch suess-sauer mit
Bratkartoffeln - und exakt die gleiche Fleischstruktur - einen Tag spaeter schwamm das gleiche Fleisch in der
Gemuesesuppe, einen Tag spaeter war in den Frikadellen, die man kalt in der SB Theke bekam - Stuecke dieses
Fleisches mitsamt ein paar Suppeneinlagen verbaut. Deshalb rief ich beim Gesundheitsamt an.
Die Bude wurde sofort auf der Stelle dichtgemacht, wir bekamen nicht mal mehr Kaffee - und der Betreiber hat eine
saftige Geldstrafe zahlen muessen. (Spaeter kam ein anderer Paechter in die Kantine, dessen "Spezialitaeten"
aus der Plastikverpackung stammten..)
Deshalb habe ich lieber wieder mein gutes altes Pausenbrot mitgebracht - mit Tee aus der Thermokanne.
Das passt gut zu den -viele Jahre spaeter gemachten Kontrollen in Frankfurt- wo gleich 13 Gastronomien auf einen
Satz zugemacht werden mussten - die Nachkontrolle hat nochmal halb so viele Schliessungen gebracht. Ob das die
gleichen Buden waren, weiss ich leider nicht.
Die Idee selbst zu kochen, ist also nicht nur mal eben so entstanden ..
Bis dahin hatte ich genuegend Erfahrung mit der dortigen und woandersartigen Gastronomie haben duerfen,
so z.B. die Empfehlung doch "lieber im Billigkaufhaus zu essen" (Mein knausriger Grossvater, der dort wohnte) -
so billige Frikadellen und doch geniesbar und auch der Kartoffelsalat- nicht schlecht! (zum Preis des Kantinenangebotes)
Ueberhaupt hat Frankfurt seltsame Staetten, wo die Wissenden speisen- naja, eher abgefertig werden: Eine
bekannte Eck-Gaststaette hat wirklich sehr guenstige und gute Essen,- jeden Tag! Jeden Tag sind Schlangen davor
und immer begehren viele Leute dort an die Tische zu kommen und wenn man das Glueck hat, geschieht das so:
Der Keller hat gleich 4 Teller auf den Haenden und Armen - zack, hinstellen, zahlen. Wenn man nicht schnell genug
fertig ist, wird schon mal eine Ermahnung gegeben oder man versucht den Teller wegzuziehen: "es warten viele Leute
auf ihren Platz!" Hups ... mein Getraenk habe ich im Stehen ausgetrunken.
Jahre sind wir in eine gute Pommesbude gegangen, die nahe des Einkaufsmarktes lag- dann kamen wir mit
dem Hund vorbei und bestellten auch diesem eine Wurst, die ich auf dem Pappteller draussen bei den Tischen
zur gefaelligen Beachtung abstellte. (Unser Hund wartet gerne eine Weile, weil er sich nicht gerne das Fresschen
verbrennt) Die Blicke der Umstehenden waren toedlich, die uns trafen. Nachher hat die Bude ein Nachpaechter mit
Wurzeln uebernommen, da sind wir lieber nicht mehr hin..
Einmal war ich selbst als "Koch" im "Singkasten" taetig, einem Jazz-Szene-Keller, dort wurden frische Schnitten
mit Griebenschmalz oder Pflaumenmus bestrichen, das habe ich ganz gut gemeistert ;) Das war allemal reell und
machte satt - mehr wollten diese Besucher nicht. Mahlzeit! (Dort war es so laut, dass man sowieso nichts verstanden hat..)
Die Erlebnisse in Italien und Oesterreich mag ich nicht nennen, es waere abendfuellend. (In der Schweiz haben
wir nie gegessen, auf die Schnelle haette ich wohl keinen Kredit bekommen)
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