Kartuschen - Thema:
Saftbeschaffung für die Weinbereitung zu Hause. Eine kleine Exkursion.
Grundsätzliches:
Der Saft sollte als "100% Fruchtsaft" oder noch besser als "Direktgepresst" und vor allen Dingen KLAR und nicht als "naturtrüb"
gekauft werden !
Dieses Thema ist sehr spannend, weil die Blindverkostung von Säften nicht auf das spätere Ergebnis, also den fertigen Wein zu übertragen ist!
Ein guter Saft muß nicht zwingend zu einem guten Ergebnis führen, deshalb kann man sich den Spaß machen, von div. Sorten Wein eine Flasche separat zu stellen, um später mit Gästen oder in der Familie eine "Blindverkostung" zu starten. Mit kleinen zünftigen Winzergläschen.
Bei einem so langsamen Durchsatz der verschiedenen Weine vom Ansatz bis zum fertigen Produkt ist eine gewisse Zeitspanne,
die auch noch von der Gärtemperatur abhängig ist, zu bedenken:
Jede Umstellung der Rohstoffe bewirkt freilich eine Dokumentation, sonst ist die Sache nicht mehr "empirisch" und läuft ins Uferlose.
Weine sollen nicht zu warm vergären, sonst kann das Ergebnis bitter sein.
Ideal sind 10-15Grad Celsius.
Bei den Sauerkirschsäften (45% Saftanteil) ist gerne ein Bitterstoff im Saft, der von den Kelterverfahren des Erzeugers abhängig ist - das kann bei billigen, wie bei teuren
Säften der Fall sein.
Deshalb sind bei mir Kirschsäfte wegen der Blausäureanteile nur noch gering verwendet.
Cranberry hat wohl einen Gärverhinderer eingebaut, - auf alle Fälle bleibt zu viel Restsüße übrig.
Schwarze Johannisbeere ist - wie der Kirschsaft - auf Trinkstärke reduziert, d.h. von 25 bis 28% Saftanteil. Ein Wein nur mit diesem Saft gemacht,
ist wenig bekömlich, in Teilen jedoch gut verwendbar.
Weißer Traubensaft ist schwerer zu finden und ist in der preislichen Gestaltung bei knapp 2 Euro die Flasche angesiedelt - mal 0,7ltr, mal 1ltr. (alter Preis)
Obwohl diese Trauben eher Muskateller Art sind, eignet sich der Saft sehr gut zur Weinbereitung.
Roter Traubensaft ist auch als "100%" Saft gut genug für die Weinbereitung, es muß nicht unbedingt "direktgepresste" Qualität sein - es schadet freilich nicht!
Kombinationen zwischen den Säften sind reine Geschmacksache, ich mache dennoch keine "Couvees" oder "Verschnitte", sondern mische den Saft VOR der
Vergärung-
Besonders empfehlenswert ist: Roter Traubensaft und schwarzer Johannisbeersaft.
Apfelsaft ist ein zweischneidiges Schwert: Der billige 100% Saft bringt einen typischen "Streuobstwiesen"-Geschmack, der ganz teure Apfelsaft ähnelt eher einem
Weißwein, im Resultat selbst von mir immer wieder mit dem Wein aus weißem Traubensaft verwechselt! (Der Preis wäre dabei gleich) Der naturtrübe Apfelsaft im 5ltr Bag ist sehr unharmonisch und kaum geeignet. Deshalb mein Rat hierzu:
Apfelsaft 100% vom Diskounter kaufen und entweder pur und ohne Zucker und ohne Wasser zu Wein werden lassen, dann erhält man einen typischen Hessen-Äppelwoi oder man nimmt mein Grundrezept und erhält einen angenehmen, halbsüßen Apfelmost, den man zu einem Weißwein weiter gehen lassen kann.
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Nochmal das Grundrezept:
5 ltr Glasballons mit Gärstopfen.
Ein wenig (1EL) Trockenhefe und 3/4kg Zucker, 2-3ltr Saft.
(Die späteren Ansätze werden mit einer Tasse vom dem noch gärenden vorherigen Ansatz gemacht (statt Hefe, so verschwindet auch der Rest an Hefegeschmack im Endresultat)
Grundsätzlich gärt mein Wein immer weiter, d.h. er wird automatisch zu Sekt - wenn er verschlossen gelagert wird. Deshalb sollte man den klaren Wein -frisch vor dem Trinken - in Bembel oder Karaffen abfüllen.
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