plaetzchenwolf - Der Krämer 22. Teil



Vivarium Seite 21


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Benjamin Franklin

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Wieder daheim! (Der Krämer, 22. Teil)

Die Hunde bellten im Vorderhaus -man war wohl buchstäblich wieder auf den Hund gekommen,
jede der Familien hatte einen- ab und zu trafen sie sich- mal hier mal dort.
Die Zeiten waren noch immer recht unsicher und überall lauerten seltsame Leute.

Im steinernen Haus war Ursel am blumengeschmückten "neugierigen" Fenster und staunte:
Ihr habt es aber gut ausgehalten, draußen in der Fremde!
Willkommen!
Die Hunde wurden "gefirmt", sie merkten wohl den verwandtschaftlichen Geruch der beiden Fremden in den seltsamen Gewändern.
Kommt doch herein..
Die Köter rannten los und bellten am Hinterhaus und bei den Köhlers und bei Herrmann im Sägewerk ebenso-
was ist denn mit den Hunden los, fragte sich jeder- schaun wir mal lieber nach!

So kam der Familienrat geschwind zusammen im steinernen Haus.
Flaschen wurden aufgemacht, Gläser klirrten - Brote wurden geschmiert und die Suppe heiß gemacht, Fleisch tranchiert und der Nachtisch bereit gestellt.
Ein riesiges Hallo, Benni, Berni und Karla waren als erste da, selbst der kleine Gerhard konnte schon krabbeln.
Bruni wollte lieber "Bruno" genannt sein, schon wegen der Kleinen..
Nun gut, ab und zu verfielen die Beiden noch in den alten Kosenamen-
und berichtigten sich sofort.
(Als wenn die Kinder nicht gewußt hätten, was damit beabsichtigt sein sollte)
Die Schilderung der Wanderstrecke, von Land und Leuten, von den Besonderheiten und Unwegsamkeiten,
von der Arbeit unterwegs und besonders von den vielen schönen Eindrücken haben alle begeistert.
Die Kleinen kauten und lutschten längst an ihren Zuckerstangen, als Ursel nach den Aufträgen frage:
"Sind denn noch mehr Bestellungen eingegangen?"
Wir haben uns über die dreizehn postalischen Depeschen gefreut
und entsprechend viele Geräte bauen können und Sämlinge verschickt..
Nun wurden die restlichen Blätter auf den Tisch des Hauses gelegt.
Es waren ein dutzend feste und nochmal so viele Vorbestellung noch mehr Interessensbekundungen.
Der Bruno konnte es nicht fassen und ist sofort an die Arbeit der Planung und Auftragsvergabe gegangen.
Nur kein Aufschub!
Die Konkurrenz schläft nicht, sie sitzt in jeder Schmiede vor Ort!
"Wir müssen die Nase ganz weit vorne behalten" - raunte Bruno, "sonst haben wir verloren!"
Die Geräte, Teile und Sämereien gingen mit dem Pferdewagen bald im Umkreis von zwei Tagesreisen auf Tour,
andere wurden per Schiff auf dem Rhein bis zur holländischen Grenze verschickt.

Inzwischen aber waren die Beiden lieber wieder im Hinterhaus zu Gast, obwohl dort zuhause -
haben sie sich nicht mehr in die Geschäfte des Bauernhofes eingemischt.
Das hat man ihnen gut angeschrieben - welches junge Paar möchte,
daß sich die Alten bevormundend zeigen,
auch wenn solches immer nur gut gemeint sein kann.
Sie schliefen sehr lange, sie saßen lange, lange zusammen und haben erzählt-
die besonderen, berufstypischen Neuigkeiten wurden genau aufgeschrieben.
Man kann von anderen Menschen immer nur lernen- andere Länder, andere Sitten.
Manches war sehr gut zu gebrauchen- zum Beispiel von der Käseherstellung oder vom Veredeln von Sträuchern und Bäumen.
Von der Viehhaltung und der Vermarktung der Erzeugnisse im Besonderen.

Die Tage gingen dahin und der Winter begann sich zu melden,
als eine Fuhre vor dem Haus hielt:
Der Kutscher lud eine Menge Sträucher ab, sorgsam mit Sackleinen umhüllt die Ballen..
Dora sagte zu den Freihöflern:
"Das ist ein Geschenk von Karl und mir, zum Erinnerungstag an Johann und Irme, Beerenobst-Sträucher!
Pflanzt diese dorthin, wo ihr wollt, nehmt euch, was ihr haben möchtet!"
Obst fuer Marmeladen kann man immer gebrauchen, zumal im Westerwald Obst ein wenig rarer ist, als sonstwo.

Die Jungen haben nicht lange gefackelt und gepflanzt- gut abgedeckt und geschützt
hatten die Sträucher eine gute Wachstumschance.

Die Beiden haben nie nachgeschaut, ob die restlichen Goldgulden noch im Versteck der Höhle waren-
so viel Vertrauen war allemal da.
Die Notgroschen blieben in den Rocksäumen eingenäht, die wurden nicht angetastet.
Die Wanderausstattung hat ihren Platz in der Scheune gefunden - sorgsam aufbewahrt und vor Stockflecken geschützt.
Karl hat viel gelernt in Bremen, so auch wie man Bier braut..
.. alle Erkenntnisse wurden auf der langen Wanderung sorgsam notiert und mit Zeichnungen versehen.
Die Außenküche des Bauern- oder Geflügelhofes hat den Sud gemacht,
in der Scheune gärte zuvor die Maische aus gekeimtem Korn, das dann gedarrt und geröstet worden ist.
Alle kamen zum Verkosten, als die Zeit des Lagerns und Kühlens geschafft war.
Ideal geeignet um das erste Freihof Gedenkfest zu Ehren von Johann und Irme zu feiern,
das anstelle des Weihnachtsfestes gemacht wurde.
(Ostern war das Fest der Marga und des Erwin)

Es gab geröstete Hühner-Teile und selbstgebackenes derbes Bauernbrot nach Art des Rheinlandes,
Käse nach Harzer Art, Bier nach Bremer Kunst.

Ich brauche nicht zu betonen, daß dieses Fest noch lange in Erinnerung blieb..

Eines Tages kam wieder einmal ein Reisender durch das Land und läutete im steinernen Haus-
ich komme aus Apeldoorn, sagte er in einer seltsamen Sprache,
ich möchte hier bei euch das Schmiedehandwerk lernen, im Speziellen das für die Landwirtschaftsgeräte.

Bei Bruno waren helfende Hände immer willkommen -und wenn einer was lernen will,
ist er ebenso willkommen.
Er habe nur den Winter Zeit und müsse sich eilen, meinte er,
euere Geräte haben im Land eine hohe Nachfrage ausgelöst.
Sein Herr habe auch eine Abgeltung ausgelobt, die ich hier bei mir habe:
Er legte eine ganze Reihe schwerer silberner holländischer Gulden auf den Tisch.
Bruno war begeistert- so weit wollte er eigentlich nicht ausliefern, die Fracht war recht hoch.

(Zu Ostern -allerdings erst nach dem Gedenkfest- war er schon wieder weg,
mit Zeichnungen bewaffnet, ist wieder gegen Köln aufgebrochen)

Noch ist aber nicht Ostern und noch hatten die beiden Wanderer "Ruhepause".
Hilfen im Haus und Hof waren selbstverständlich, jeder packte dort an, wo es not tat.
Und die Arbeit reißt auf einem Bauernhof niemals ab- irgend etwas ist immer zu tun.
Die Kinder versammelten sich regelmäßig bei Karl und Dora, um den Erzählungen zu lauschen.
Kinder sammeln Informationen wie ein Schwamm und lernen kann man bekanntlich nie genug!

Das Kräuterwissen hat sich im Bauernhaus aufgehoben,
das alte Buch der Kräuterfrau hat sich gut gehalten, das Marga von ihrer Gönnerin hinterließ.
Heiße Gesundheits-Tees sind labsam in der kalten Zeit, Gelenke wurden gut eingerieben und geschont-
die Beiden planten schon wieder!
Bruno wollte die Aufträge nur noch bis zwei Tagesreisen Entfernung haben,
sonst wäre das alles nicht zu bewältigen gewesen.
Inzwischen arbeiteten Paul und 4 Gesellen und 4 Lehrlinge in der langen seltsamen Scheune.
Der Betrieb florierte und wuchs - langsam aber stetig - an.
Bald waren einige Geräte und Maschinen auf Vorrat in der Halle,
die Zahl der vorrätigen schweren Bauerngäule erhöhte sich ebenfalls.
Bald stand das Frühjahr vor der Tür und da wurden immer kräftige Pferde gesucht.

An besondere Expandion haben Helmut und Trude nie gedacht,
sie wollten die Arbeit überschaubar halten.
Zwei Knechte waren teuer genug - aber ohne Knechte ging es bereits jetzt kaum mehr.
Helmut und Trude wollten eigentlich Kinder haben- dieser Wunsch hat sich jedoch noch nicht erfüllt.
Sie sind ja noch jung, so dachten die Dora und der Karl-
wenn wir von der nächsten Wanderung zurück kommen, hat der kleine Gerhard aus dem Köhlerhaus
bestimmt schon einen Spielkameraden bestellt, den der im Bauernhaus besuchen konnte..

Mit den Offiziellen hatte der Freihof, hatten alle Freihöfer nichts mehr zu tun,
desgleichen mit den Leuten aus dem Dorf, sieht man von den Hilfskräften ab.

Der Pfarrer beschränkte sich auf seine Kirche und auf seine Familie-
das war allemal bekömlicher für ihn, als sich mit anderen Leuten anzulegen.
Zudem ist in seinem Alter das Geschlechtliche nicht mehr wichtig, er wurde ruhiger.

Der Allmendehof war neu vergeben worden, wieder war ein einer vom "niederen Adel" dort eingesetzt,
der mit gleich vier Mägden dort eingezogen sein soll.
Dieser hielt den Allmendehof abgeschirmt gegen die ländliche Bevölkerung,
er organisierte die Jagd der Herrschaften und jagte selbst den Weibern nach.

Von diesem Allmendeherren hielten alle Leute Abstand- nicht ohne Grund.
Man erzählt sich, daß Frauen auf dem Hof nackt herum liefen, wenn es die Witterung erlaubte.
So mancher "hohe Herr" sei dort abgestiegen,
Kontakte zu der besagten Wirtschaft in Rennerod wurden nie bewiesen..
..und doch soll ein "reger Verkehr" -vermutlich doppelsinnig gemeint- stattgefunden haben.

Der "Gänsezaun" hielt neugierige Blicke von den eigentlichen Freihöflern ab,
das steinerne Haus ist nur die Repräsentation zur Strasse hin.
Dort war das Leben, dort kamen die Leute hin.
Im Hinterhaus und bei den Köhlers sagten sich buchstäblich Hase und Igel gute Nacht.
Beim Sägewerk war dagegen mehr Betrieb, dort arbeiteten vier Gesellen,
Herrmann war mehr im Büro und in der Planung beschäftigt,
die Moni war im Büro und im Haushalt ausgelastet.
Das alte Haus, wo der Schmied mit seiner Familie wohnte, war leer,
sie sind wieder in das Dorf gezogen und haben dort ihre alten Tage verbracht.
Sie wollten einfach bei ihren Verwandten sein und mehr Kontakt haben.

Ein Brief kam aus Virginia:
"Die holländischen Leute Pfips und Grode xxx, zuletzt wohnhaft in Nassau Dillenburg,
nebst Kindern sind einem Überfall zum Opfer gefallen, der wohl von den Wilden verübt worden ist.

Man kann sich die Betroffenheit vorstellen, die bei den Anwesenden war,
als Ursel den Brief vorlas.
"Die Versteigerung der Besitztümer hat stattgefunden und so kann ihnen - als Hinterbliebene - der Betrag von 1250 Dollar angewiesen werden"
Das Government von Richmond."

Das mußte erst einmal verdaut werden, das war ein sehr schwerer Schlag für alle auf dem Freihof.

Zwei Monate später kam der Bote und überbrachte die Summe, die dann unter allen geteilt wurde, in einer langen, langen sehr traurigen Andachtstunde.
Man setzte der getöteten Familie ein kleines Denkmal im Gelände.


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Blog - Gedanken im 73. Lebensjahr...


Für andere Leute mag das ein Grauen sein, aber für mich sind die gerade angebrochenen restlichen 200 Kartuschen, die als abschließende Anhänge an meine Unterseiten gedacht sind- nur noch wenig. Wenn jeden Tag nur 3 davon fertig gestellt werden, sind das nur noch gute 2 Monate zu tun. Also vor Weihnachten 23 ist alles vorbei. Damit ist aber dieses Projekt noch lange nicht abgeschlossen, denn dann wird die Sitemap derangiert und komplettiert, alle Seiten sollten dann nochmal zur Korrektur durchlaufen.



Die Wahlen in Hessen sind gelaufen und der nächste Princeps Serenissimus kommt an die Macht. Wenn der lateinische Spruch stimmt, daß das Gesicht das Spiegelbild des Menschen ist, dann gute Nacht. Aber das Land ist ja bekanntlich stark und die meisten Menschen sind mit den Füßen auf dem Boden, es wird auch diese(s) Pfeifen überstehen. Eine großangelegte Kampagne gegen die Dorfbürgermeisterin, die fast nie da war, ist zur Abwahl der Frau geworden. Das hat es so noch nie gegeben - sogar mit Gegenkampagne! Deswegen sind wir hauptsächlich zur Wahl gegangen und haben zur Landtagswahl unsere Kreuzchen gemacht. (Wenn man schon mal da ist - aber haben nicht überzeugt das "kleinere Übel" gewählt) Das war die letzte Wahl- dann nie wieder. Leider kann man nicht gegen Koalitionen wählen, weil keine Partei die absolute Mehrheit haben wird: Werden 5 Deutsche gefragt, dann entstehen 6 Meinungen und dabei habe ich nicht mal an die Eingeplackten gedacht, deren Interessen im Dunkeln liegen. Die Hessenwahl ist eine Wahl gegen Überfremdung gewesen und das ist schon gut so. Die Wahlbeteiligung sah erst nach nur 50% aus, hat sich aber auf 66% verbessert. Aber noch immer sind die Nichtwähler die -diesmal fast- stärkste Fraktion!