plaetzchenwolf - Schattenseite 26


Schattenseite 97







Wirtshaus Quellenhof

Sie saßen am Wirtstisch und tranken ihr trübes Bier, das der Wirt dort grob abstellte.
Er frug nicht, ob sie überhaupt Bier wollten und kam mit den zwei Krügen zu den Beiden, den müden Wanderern
und entschwand spornstreichs wieder in der Küche.
Sie sagte zu ihm ganz leise, weil es ihr recht unheimlich zumute war:
"Der Mann ist sehr derb in seinem seltsamen Leinengewand,
mit der dicken Kette mit Schlüsseln am Handgelenk, die ständig klirrt bei Schritt und Tritt.
Das Bier ist zwar trübe, aber es mundet vorzüglich, es ist wohl selbst gebraut, meinte er zufrieden.
Durch die breite Öffnung zur Küche stieg behagliche Wärme in den Gastraum.
Auf einem Spieß brieten zwei Hühner, daneben war ein schwerer gusseiserner Topf, der an einer Kette befestigt,
still vor sich hin dunstete.
Der Wirt kam noch ein mal und stellte wortlos zwei Steinteller mit gebratenen Hühnerteilen vor die Gäste,
verschwand und kam wieder mit zwei ebenso tönernen Schüsseln mit Rübengemüse,
das mit ausgelassenem Speck und Kräutern darauf bereitet war.
Sie ließen es sich schmecken und wunderten sich über die Art der Speise und die Würzung,
die Erik und Änne vollkommen unbekannt vorkam.
Die Tür ging auf und die Kerze flackerte unheimlich.
Von der Küche her hörte man blecherne Gerätschaften scheppern,
dann kam eine Frau durch die Stube und trug einen Holzeimer mit Wasser darin in die Küche.
Die Kerze flackerte nicht mehr.

***



***

Abgelegen im Weiltal ist ein Parkplatz mit Hinweistafeln für Wanderer und eine Sitzgruppe aus derbem Holz,
massiv verankert und ein Abfallkorb aus starkem Draht.
Die Orte sind jeweils ein paar Kilometer vor und hinter dem Parkplatz
an der einsamen und wenig befahrenen schmalen Straße.
Hoher Wald ringsherum, im Tal eine langgezogene Weide, ein Bach mit dicken alten Weiden,
links der Straße geht der Wald aufwärts bis über den ordentlichen Berg-Kamm, rechts das Tal,
dahinter sieht man den nächsten Hügelkamm mit Wald und etlichen Lichtungen ein hoher hölzerner Aussichtsturm und Windbruch.

Von hier führen etliche Wanderwege in alle Richtungen, die wohl gerne genutzt werden.
Ein "Forellenweg" geht in stark gewundenen Schlingen zu dem Bach,
über diesen hinweg und mit der Fließrichtung bis zu einem Anstieg, an dessen Ende ein Wegekreuz ist.
Diesen Rundweg haben sich die Beiden ausgesucht.
Am Wegekreuz angekommen, ist jedoch kein Schild dieses Forellenwegs zu sehen -
vielleicht ist es vor Jahren schon abgefallen?
Die anderen Wege, die von hier weiter führen, sind schmal und haben andere, fernere Ziele.
Sogar hinweise auf den Jacobsweg und einige Fernwanderwege sind an die Bäume genagelt.
So mancher Wanderer hat sich hier verlaufen, denn bei "Forellenweg"
denkt man automatisch an einen Bach und einen Weg, der daran entlang führt.
Statt dessen ging der Pfad ohne Beschilderung am Hang entlang leicht oder schleichend aufwärts,
vorbei an ein paar ehemaligen Fischteichen..
so kommen die beiden Wanderer weit ab und verlieren sich in der Zeit.
Eigentlich sollte der Rundweg nur 12 Kilometer lang sein- aber die Richtung war falsch
und die Dämmerung kam schneller als gedacht - im Wald wird es schneller dunkel
und man sieht die Beschilderungen - sollten welche auf der Strecke auftauchen - nicht mehr.
Das Handy zeigte an: Kein Empfang!
Das Gefühl in den Beinen war wie nach einer über 20 Kilometer langen Strecke..

***

Erik und Änne ging es wohl so wie oben beschrieben, sie hatten ihren Wagen an der Straße,
auf dem Wanderparkplatz abgestellt und gingen froh auf Tour.

***

Im Dämmerlicht hinter den ausgetrockneten Fischteichen wurde es dem Paar mulmig.
Wo sind wir eigentlich?
Das Navi als App des Smartphones schwieg.
Die Kompass-App fand zu keiner klaren Aussage.
In dieser Gegend wurde früher Eisenerz abgebaut, meinte Erik zu Änne,
da kann sowas passieren- die Strahlung ist wohl noch zu stark.
Wir müssen nach oben auf die Kuppe, meinte sie-
da könnten wir uns evtl. an Landmarken orientieren - aber da geht kein Weg hoch!
Sie gingen also noch ein paar Windungen dieses Berges entlang, immer leicht aufwärts.
Rehe wechselten, im Gebüsch vor den hohen Tannen grunzte ein Tier, man hörte ein Käuzchen rufen.
Im Wald knackte ein Zweig.
Ein schmaler Pfad führte vom Weg ab den Hang hinab-
Erik vermutete, daß dieser Pfad evtl. an einem Hochsitz enden könnte- das erlebt man oft auf solchen Touren.
Trotzdem beschlossen sie, dort abzubiegen, um nicht zu weit in die falsche Richtung zu gehen.
Lieber querbeet laufen, als nach etlichen Stunden übermüdet
auf eine Straße oder Ort zu treffen.
Es war schon Herbst, das Laub begann sich zu verfärben und einzelne Blätter fielen herab.

***

Bald war nur noch das Mondlicht auf dem Weg, als sie ein Stück abwärts des Pfades
ein Licht schimmern sahen.
Sie gingen darauf zu und sahen ein Gasthaus im alten Stil und das Schild über der Tür:
"Wirtshaus Quellenhof"
Mensch, haben wir ein Glück, meinte sie- vielleicht haben die noch ein Zimmer frei
und wir bekommen zu dieser Stunde noch ein Abendbrot?
Sie klopften nicht erst an, sondern traten ein.
Die geräumige Gaststube war ohne die übliche Theke und die Tische hatten keine Stühle, sondern nur Bänke,
die rundherum im großen U an der Wand befestigt waren.
Auf den Tischen brannten dicke Kerzen, das Holz war allesamt und überall ungeschliffen und eben roh.
Derbes und naturbelassenes Holz.
Die Dielen waren ebenso wie die Decke des Raumes markig und verraucht oder verrußt.
Ein langes Brett am Ende des Raumes lag auf zwei Holz-Böcken,
wie man sie zum Sägen von Holz verwendet.
An der Wand dahinter war ein Durchgang - vermutlich zur Küche - und daneben hingen Krüge an der Wand.
Die zwei kleinen Fenster des Gastraumes hatten keine Gardinen
und waren mit kaum durchsichtigem Material bespannt, statt mit Glasscheiben ausgestattet zu sein.
Sie waren alleine in der Stube und suchten sich einen Platz aus:
"Wie in einem Museumsdorf ist das hier", sagte Änne leise,
fast flüsternd zu Erik, der die Rucksäcke neben ihnen auf der Bank postierte,
die Hüte und Stöcke daneben.
Erik versuchte noch einmal das Handy einzuschalten, aber es zeigte kein Bild auf dem Display und gab keinen Ton von sich.

Als sie das Essen verzehrt hatten, kam eine jüngere Frau und räumte ab.
"Ich soll Euch das Zimmer zeigen"
Und sie hielt einen Kandelaber in der Hand.
So gingen sie hinterher und nahmen dabei ihre Ausrüstung mit nach oben, die knarrende einfache Treppe nach oben.
Das Zimmer war sehr spartanisch,
aber mit dickem Strohsack im groben Bettgestell und Wandhaken für die Kleidung.
Die jüngere Frau hatte ein ähnlich seltsames Gewand wie der Wirt und nickte zufrieden,
als sich die Gäste bedankten.
"Der Abort ist im Hof, es hängt eine Laterne daran, Ihr werdet es nicht verfehlen -
notfalls immer der Nase nach!"
Sie schmunzelte dabei nicht einmal, drehte sich herum und stieg die Treppe hinab.
Unten, in der Gaststube ist Leben eingekehrt und es wurde wohl Karten gespielt und getrunken.
Es werden mehrere Gäste gekommen sein, man hörte Geschirr klappern und Krüge auf den Tischen.
Draußen wieherten ein paar Pferde.
Der Wind ließ die Dachbalken leise ächsen und knarren.
Sie zogen sich halbherzig aus, legten sich in der Unterwäsche ins Bett und waren bald eingeschlafen.
Das ungewohnt starke Bier zeigte seine Wirkung auf angenehme Weise.

***

Sie schliefen tief und fest, als sie wach gerüttelt wurden:
Hallo! Geht es ihnen gut?
Haben sie sich verlaufen?
Ein Jäger stand vor ihnen und sah die Beiden erstaunt an:
Das habe ich noch nie erlebt- wie sind sie denn vom Wanderpfad abgekommen?
Erik und Änne rieben sich den Schlaf aus den Augen und den Tau aus den Haaren.
"Wir sind am Wegekreuz wohl falsch abgebogen und haben dann diesen Abzweig gefunden,
von dem wir hofften, wenigstens in die richtige Richtung zum Wanderparkplatz zurück zu gelangen"
Gut, ich habe meinen Geländewagen oben auf dem Weg und fahre sie zu diesem Parkplatz,-
geht es ihnen wirklich gut?
Ja, antworteten die Beiden noch etwas benommen,
als Änne von ihrem Traum erzählte -
jetzt stutzte Erik:
Genau das habe ich auch geträumt!

Der Jäger murmelte in seinen grauen Bart:
Haben sie zufällig von der Saga des verwunschenen alten Quellenhofs gelesen?
Nein, sagten sie, nein und wenn, wird es wohl ein Märchen gewesen sein.
Keinesfalls, so der Jäger, der sich als Bertholt Ederling vorstellte, keinesfalls,
denn diese alte Sage ist aus der Zeit nach dem 30jährigen Krieg überliefert.
Gerade neulich habe ich in der alten Ortschronik darüber gelesen.
An dieser Stelle, wo sie einschliefen, soll diese Herberge gestanden haben.
Sie wurde von marodierenden Soldaten einer versprengten Heerschar angezündet und brannte ab.
Niemand kam aus dem Gebäude heraus und man erzählt sich seither,
es spuke dort in dem Tale.

***

Der Jäger brachte die Beiden zu ihrem Auto und verabschiedete sich freundlich.
Er stieg in seinen Geländewagen und dachte bei sich:
Na, die haben aber ganz schön nach Bier gerochen!

***








Button

Startseite - Mich - Impressum - Rezepte -


Wer sich für weitere Themen interessiert, ist hier gut aufgehoben.




Schattenseite27







Gedanken im 73. Lebensjahr, die 2. Serie


Kaum sieht man die Überschriften oder Schlagzeilen, da ärgert man sich: Ein deutscher Motorenhersteller liefert Wasserstoffgroßmotoren nach China- ausgerechnet in ein feindlich gesonnenes kommunistisches Land. Unglaublich sowas! Vielleicht sollte ich auch die Lektüre der Schlagzeilen lassen, das ärgert doch nur noch!





Die nächste Schlagzeile lautet: "CDU-wenn wir Deutschland-Pakt nicht schaffen, wird Afd durch die Decke gehen" Ich habe diese Aussage nicht verstanden und mußte nachforschen, was denn "Deutschland-Pakt" ist. Dann wurde diese Überschrift noch unverständlicher. Wir ersticken in Begrifflichkeiten und babylonischen Sprachverwirrungen. Zudem ist mir noch KEINE Partei, nicht mal ansatzweise- näher gekommen. Gut, daß keine Wahlen anstehen- aber bereits 41% der Wähler sind für vorgezogene Neuwahlen. Kein Wunder bei dieser Regierungs-Ampel. (Vermutlich sind diese 41% schon getürkt, es wird eher so sein, daß 41% keine Neuwahlen wollen)