Was gibt es hier zu sehen?
Altenhof XVIII
Erwin Huber schien sich wohl zu fühlen und er bekam alles in aller Ruhe gezeigt,
besonders verwundert war er über den Sauerborn, diese kleine Quelle im Hauwald.
Mit dem Verweis auf das Gästezimmer lud man ihn am Abend zum
"Heurigen" ein,
einem feinen selbstgemachten Wein,
bei dem
sich am korrigen alten Tisch Geschichten erzählt wurden,
während Pit darunter schnarchte.
Die Katze kam auf einen kurzen Besuch herein,
vermutlich um etwas Brotzeit abzugreifen.
Schinkenspeck lag auf dem Tisch,
der derbes Brot und ein noch derberes Messer,
gute selbstgemachte Butter und einen "ogebatzen" Käse,
ähnlich wie ihn die Bayern machen.
Das ging weg wie nix, alle waren es zufrieden und zogen sich in die Kammern zurück.
Der Erwin konnte es nicht fassen:
Eine Kerzenlaterne, ein Dachfenster und Mond und Sterne aus dem Gästebett heraus als
"Abendfilm".
Unglaublich.
Er mußte nochmal zur Toilette und fragte die Beiden wo diese sei - na wo wohl?
Auf dem Hof!
Er grinste über das ganze Gesicht, als er wieder die Treppe hoch zum Zimmer tappte..
ein Plumpsklo - unglaublich !
Das Handwaschbecken war außen am Haus,
mit einer Kanne Wasser daneben..
unten drunter eine Gießkanne - hier wird nichts verschwendet !
Am anderen Morgen schlief der Gast recht lange,
sehr lange, bis fast zum Mittag..
dann ging er schlaftrunken zur Toilette,
wusch sich unter der Außendusche -ohne Wände und ohne Vorhang- hinter dem Haus
und ging mit seinem Kulturbeutel, Waschlappen und Handtuch zur Küche,
wo bereits die Vorbereitungen für den großen grünen Salat liefen
und die Stampf - Kartoffeln und die Pfanne mit Eiern und Speck.
Mann, wie das duftet unglaublich,
daß ich das noch erleben darf!
Heut ist alles 0/8/15 geworrdn..
Er erzählte, daß er die Fahrt zum Vogelsberg kombiniert hat,
wo auch dieses Jahr wieder ein Alphornblasen stattfinden wird.
Sigis Hütte in Willingen, wo sich einige Bläser treffen.
So gut wie heit' hob' i' ewig nimmer g'schlof'n,
das muß i soagn.
Auf Stroh und auf Heu unglaublich tief und fest und traumlos den Morgen verschnarcht.
Er ging zum Pickup und packte sein Alphorn aus,
schleppte dieses Monstrum zur Bank vor dem Haus,
betrieb ein paar Vorbereitungen und.. bließ darauf,
daß es vom Steinbruch und von der Ferne echote.
So eine halbe Stunde lang,
dann ging es ihm wieder besser und alle hatten ihre Freude daran.
So, nun Pfürt euch Gott, i muß ana, sonst komm i zu spät,
wär' sehr sehr gerne für immer geblieb'n, könnt's mir glaub'n!
Er packte das herrliche Instrument wieder ein,
zurrte es auf dem Pickup fest,
drückte jedem fest die Hand und gab als Abschiedsgeschenk
eine große Flasche Enzianschnaps aus Berchtesgaden und fuhr
winkend davon.
Anna hin die Bettwäsche und Einlagen zum Trocknen nach draußen auf die Leine,
räumte auf, wischte die Böden - was eben nur Hausfrauen machen.
(Männer sehen diese Arbeiten meistens nur, wenn schon alles verlottert ist)
Alphornklang hier bei uns! Unglaublich sowas.
Die jungen Bauersleute und sogar Mitarbeiter von der Gemeinde haben diese Laute vernommen und sich gewundert,
wie man den Beiden am nächsten Arbeitstag erzählte.
Anna und Benni taten so, als wüßten sie nichts.
Man muß ja nicht alles breit treten.
Das alles schrieb sie ins Tagebuch, als Benni schon nach dem Kulturbeutel griff,
um sich zur Nacht zu bereiten.
Zur Folge XIX Altenhof
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