Kartuschen - Thema: Gerechte Preise
An dieser Stelle möchte ich mich einmal "stark machen" für gerechte Preise im Lebensmittelbereich !
Ich meine dabei wirkliche Lebensmittel und keine industriellen Kunstprodukte,
die wie Lebensmittel aussehen, in Wahrheit aber ein Wunderwerk
der Chemie sind..
Mein ganzes Leben war ich auf dem Land, nicht als Bauer, aber dennoch ein wenig mit "der Scholle" verwurzelt:
Meine Eltern hatten am Haus einen Garten, in welchem allerlei wuchs - Bohnen, Möhren,
Sellerie, Erbsen, Kraut, Lauch und einige Kräuter,
Beerenfrüchte allerlei Sorten und etwas Obst an kleinen Halbstamm-Bäumchen.
Der Ertrag war so lange wunderbar, wie der Garten neu, dh. der Boden noch nicht ausgelaugt war.
Später kamen große Torfballen aufs Land, die verteilt und untergegraben wurden.
Ein wenig Kunstdünger wurde darauf gestreut und im Frühjahr wurde das Land,
bzw. die Beete bestellt, also eingesäht oder gekaufte Pflänzchen gesetzt,
die mit dem "95 Pfennig Auto" kamen, ein Transporter mit hinten offener Warenpräsentation,
über die man eine Plane stülpen konnte.
Dieser Wagen hatte allerlei kleine Dinge für den täglichen Gebrauch dabei,
Siebe, Tassen, Kaffeefilter, Küchenmesser, Zitronenpressen und wer weiß was noch alles.
Als diese Torf-Kunstdüngung immer noch nicht ausreichte,
hat mein Vater für das kommende Jahr einfach "Puddel", dh. Jauche aus dem 3-Kammer-System
der hauseigenen Kläranlage auf
das Gartenland ausgebracht.
Dafür gab es einen Zinkeimer mit seitlicher Befestigung für einen langen Holzstiel.
(viel später wurde dieses 3-Kammer-System, das regelmäßig "ausgefahren" werden mußte,
durch die zentrale Kläranlage des Dorfes abgelöst und verfüllt)
Er meinte:
"Das hat man früher immer so gemacht, als es noch keine Kläranlagen gab - und die Leute sind trotzdem alt geworden"
Wir Kinder fanden das immer sehr eklig - meine Mutter war irgendwie immer verschwunden, als eine solche Aktion anstand.
Gut, sie hatte alle Hände voll zu tun, weil die Waschmaschine vielleicht schon erfunden war,
aber bei weitem noch nicht in jedem Haus stand !
In diesem Spaetherbst also, als die Gemüse längst alle abgeräumt waren,
bekann wieder eine dieser Stinke-Aktionen.
Der Brei wurde auf dem Land verteilt, das zuvor grob umgegraben worden war.
Als der erste Frost kam, hat Vater das Land "gekelkt", mit Kalk bestreut, damit der Boden nicht "sauer" wurde.
Die Apfelbäume waren zuvor gegen den "Frostspinner" mit einem Band umwickelt und dieses mit einer Art Leim bestrichen worden,
damit diese kleinen gemeinen Raupen sich nicht im Baum festsetzen und nach der Bestäubung der Blüten im Apfelkern landen konnten.
Es war so, daß Mehltau der Feind der Stachelbeeren war, die Erdbeeren wollte der Hund fressen..
..die Vögel waren scharf auf alles was blühte.
(Das war der Dank, dass wir sie den Winter hindurch gefüttert hatten)
Irgendwann hat Vater die Äpfel vom Fachmann spritzen lassen, sonst hätten wir die Ernte so manchesmal vergessen können.
Will heißen:
So ein Obst- und Gemüseanbau kostet vieeeel Zeit und Geduld
und ohne Chemie wächst es zwar auch, geht aber gleich wieder ein
oder
ist verhutzelt oder schaut wegen Schädlingsbefall oder Schimmel oder Fäulnis nicht so gut aus.
Niemand würde Äpfel kaufen, die Schorf haben und wenn es nur ein wenig ist -
es wären Ladenhüter.
Die EU nennt das "nicht verkehrsfähig".
Es mag mir mancher erzählen, daß man mit Naturmedizin einiges wett machen kann,
aber beileibe nicht so effektiv und auch nicht so sicher.
Ernteausfälle kann sich ein Privatmann leisten, ein Bauer jedoch nicht !
Nun komme ich endlich zu dem Punkt, der diese "Kartusche" füllen wird:
Diese Spritzmittel (Funghizide, Pestizide, Herbizide - gegen Pilze, Schädlinge und gegen Unkräuter) sind wichtig und teuer,
weshalb sie von den Landwirten sparsam eingesetzt werden.
(mehr als nötig wird keiner nehmen, es gibt ganz genaue Anleitungen,
die zu beachten sind, sonst ist auch ein -optisch makellose Produkt-
nicht
verkehrsfähig, weil man diese Stoffe nachweisen kann.
Über eine Höchstmenge je Mittel darf auf keinen Fall in der Frucht verbleiben.)
Das ist nicht nur beim Obst und Gemüse oder Getreide,
sondern auch in der Viehzucht der Fall!
So ein "Erzeuger" hat recht hohe Kosten für Maschinen, Grund- und Gewerbesteuern,
Krankenkassenbeiträge und Sozial- und Unfall- oder Verdienstausfallversicherungen
zu bezahlen,
sonst ist er schnell Pleite, sollte ihn eine Krankheit heimsuchen.
Wie jeder andere muß er seine Lebenshaltungskosten für sich und seine Familie leisten -
das tut er aus dem Erlös (dem Nettoerlös) seiner Produktverkäufe.
Die Eu mit ihren Vorschriften ist ein weiteres Kreuz, das zwar Subventionen für dies und das gewährt,
was aber umständlich und langatmig beantragt und geprüft werden muß.
Dafür macht die EU auch Vorschriften ohne Ende und schickt Kontrollen vor Ort
oder läßt diese durch die Massenabnehmer sicherstellen.
Kontrakte mit anderen Ländern geben dann den Anlaß, mehr Milch oder Fleisch für den Export zu produzieren-
durch ein Embargo gegen das Abnehmerland entsteht schnell ein "Milchsee", "Butter- oder Fleischberg",
welcher teuer zentral eingelagert werden muß.
So kann selbst die Landwirtschaft noch politisch werden !
Die Preise für Milch purzeln zur Zeit auf etwas über 20 Cents für den Liter an den Erzeuger,
was freilich gerade mal die Hälfte der Kosten herein holt.
(Nachtrag: Im Jahr 2020 waren es 33 Cents für den Liter Milch)
Schafft der Bauer die Kühe wieder ab, hat er große Verluste, weil das zu dieser Zeit alle Bauern versuchen..
..kurz danach kann der Tanz wieder von vorne beginnen und es wird Milch knapp, weil neue Abnehmer dazu kamen.
Die "Wertschöpfungskette" erspare ich uns bei dieser Art von Betrachtung zu diesem Thema,
das ist mir zu akademisch.
Wichtig ist, daß der (An)Bauer sein Geld bekommt,
damit er uns mit Lebensmitteln versorgen kann.
Was aber ist ein gerechter Preis für landwirtschaftliche Produkte?
Ich sage mal: Wenn etwas regional angebaut und regional vermarktet wird,
darf das auf keinen Fall teurer sein, als das von weit her transportierte
Lebensmittel !
(Und genau da wird viel gesündigt)
Es kann nicht sein, dass Kartoffeln aus Ägypten billiger sind,
als solche aus dem Nachbardorf oder aus "Deutschen Landen", wie es so schön heißt.
Die "Verbraucherinnen und Verbraucher" haben es nicht immer in der Hand,
den heimischen Erzeugern ein sicheres Einkommen zu ermöglichen-
die Löhne sind heute stärker in "unten" und "oben" geteilt worden.
So mancher muß ganz schön rechnen, besonders in jungen Familien,
die KEIN studiertes Gehalt bekommen.
Schnell greift man eben doch zum preiswerteren Pack Möhren / Kartoffeln oder Fleisch.
Beim Fleisch ist es zudem so, daß das teure nicht das bessere Stück sein muß!
(Das würde hier zu weit führen, das hat mit den fast gleichen Haltungsbedingungen
und mit nur wenigen Qualitätsunterschieden zu tun)
Das Premiumsegment (Iberico und auch Bentheimer) lasse ich mal außen vor.
Man darf auch nicht vergessen, daß der Kaufpreis bereits die Fracht und Verpackung,
sowie die Mehrwertsteuer beinhaltet, wenn auch mit einem reduzierten Satz für Lebensmittel,
nicht zu vergessen der Handelsaufschlag, damit wir alles bequem im Laden kaufen können.
Viele Dinge werden nur in Übersee angebaut, ich nenne mal Kaffee, Kakau, Gewürze -
die sind eben bei uns nicht zu erzeugen.
Wir Käufer halten uns hier an das Etikett der Ware und hoffen, daß der Erzeuger "fair" abgefunden,
sein gerechtes Einkommen und Auskommen davon haben wird.
(Das ist wie bei den Spenden als notleidende Kinder in Afrika, man hofft,
daß nach dem Abzug der Verwaltungskosten noch ein paar Groschen dort unten
ankommen)
Eine direkte "Erfolgskontrolle" dieses "transfairen" Handels gibt es aber nicht - leider!
Das ist ein Versäumnis des Gesetzgebers, hier hätte man klare Vorgaben und Kontrollen setzen müssen.
Wo sonst jeder Mist haarklein bedacht wird, ist hier irgendwie eine Leere.
Das Regulativ des Wettbewerbs schlägt durch die Diskounter z.Zt. ein wenig arg zu,
ohne Diskounter aber wären alle Waren deutlich teurer,
weil dann mehr Kartell als Wettbewerb als die direkte Folge passierte.
Wir sehen das deutlich bei sogenannten "Alternativen" oder "Bio" - Läden,
die sehr deutliche Preisvorstellung haben -
dort gehen wohl nur wenige und wieder - studierte Gehälter - einkaufen.
Der Massenmarkt wird davon nicht berührt.
Mit diesen Zeilen möchte ich den Erzeugern ein wenig helfen,
dass außer "biologischem Anbau" der "konventionelle Landbau" besser verstanden wird.
(Übrigens ist diese heute als "konventionelle Landbau"
bezeichnete ertragsoptimierte Bewirtschaftung die Nachfolge der alten Landwirtschaft,
die
noch ohne Spritzmittel und ohne Gen-Manipulation arbeitete..
früher war also ALLES "bio" und genau jene Schicht,
die heute den "konventionellen Landbau" verteufelt,
hat die Modernitäten in der Chemiebranche hochgebracht und
sehr gut daran verdient..)
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