plaetzchenwolf - Der Krämer 21. Teil



Vivarium Seite 20


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Das Aussortieren des Unwesentlichen ist der Kern aller Lebensweisheit.

Laotse

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Karl und Dora auf ihrer grossen Wanderung. (Der Krämer, 21. Teil)

Sie nahmen sich vor, die Sache in aller Ruhe anzugehen
und auf keinen Fall die Ziele zu weit zu stecken.
Die Ferne hat die Beiden nicht wirklich gelockt, fremde Menschen,
die womöglich andere Sprachen benutzen, waren auch nicht ihr Fall.
Selbst auf Wanderschaft waren die Zwei immer noch Bauern geblieben.
Große Städte und herrschaftliche Ansiedlungen werden sie allemal umgehen,
darin waren sie sich einig, sehr einig sogar.
Sie brauchten - als typische Westerwälder Basaltköpfe ihren Frieden und ihre Freiheit-
"Gesetze" und "Bestimmungen" oder "feine Hofart" lag ihnen so ganz und gar nicht.
Sie nahmen sich vor, in einer Loseblattsammlung ihre Erlebnisse so aufzuzeichnen,
daß sie ihrem vorgegebenen "Auftrag" als landwirtschaftliche Vertreter gerecht,
und dabei Neuerungen und Besonderheiten in dieser Sache -irgendwann- mit nach Hause bringen würden..
Auf diese Weise - mit dem Handelsschein - waren sie vor der Willkür durch irgendwelche Kontrollen geschützt.
Sie haben von Bruni einen selbstgemachten einfachen Katalog dabei gehabt, mit den entsprechenden Beschreibungen der Geräte.
Sie zogen gegen Osten und sahen sich schon in Sinn, wo Eisen verhüttet und Öfen gemacht wurden- gründlich um -
trotzdem Frühjahr war, wurde es ihnen doch recht kühl- der Westerwald hat seine eigenen Regeln.
Bis nach Sinn kamen sie allemal, ein gutes Ergebnis für den ersten Wandertag.
Dort wurde pausiert, denn die Blasen an den Füßen kamen nicht nur von den neuen Schuhen,
sondern auch von der fehlenden Übung.
Wanderer wissen: Langsam geht letztlich schneller..
In Sinn sahen sie sich anderntags, nachdem sie in einer Unterkunft nächtigten,
die Eisenverarbeitung an und machten sich die ersten Notizen.
Besonders interessant war dabei das Grau-Guss-Verfahren, das sich später bei vielen Maschinen durchsetzte.
Glühendes Eisen floß in Rinnen und Formen, wie bei dem Glockenguss, der auch hier zuhause war.
Eine gute Woche haben sie sich dort aufgehalten und konnten so ihre Aufzeichnungen erweitern.
Der Bruni wird das bestimmt sehr aufschlußreich finden, was dort zu lesen ist.

In Dautphetal verdingten sie sich als Viehhirten ein paar Wochen lang.
Der Schäfer war nicht mehr gut beisammen und war froh, ein wenig Hilfe und Unterhaltung zu haben.
Kaum hatten sie das Geld beisammen, ging es auch schon weiter:
Um Marburg herum nach Schwalmstadt- eine sehr ländliche Gegend.
Hier war man gleich zuhause, die Leute dort empfanden das ebenso.
Dort waren genug Bauern, die etwas über die Geflügelzucht hören wollten.
Gegen eine "Gebühr" haben sie sich darin unterrichten lassen.
Manche wollten sich weitergehend mit dem Anbau feinerer Gemüse schulen lassen.
Andere zahlten gerne, wenn es um die Mechanisierung der harten Arbeit auf dem Feld ging.
Kontakte wurden geknüpft, die Resultate auf dem Postweg zum Freihof geschickt.
Das hat seine Zeit gedauert- langsam wurde es Hochsommer und der Weg
durch den kühlen Knüllwald bis nach Nentershausen war eine reine Erholung.
Die Ruhe im Wald war eine feine Sache, klare Bäche und samtige Luft.
Eschwege und Witzenhausen waren die nächsten Stationen.
Sie halfen bei der Heuernte, hüteten Kühe, haben gemolken,
sie halfen beim Verkäsen, Butter machen - das haben sie als Bauern freilich gelernt.
Zu tun war immer, denn viele Bauern brauchten -gerade in der warmen Jahreszeit- jede helfend Hand.
Man wurde zwar nicht reich davon, hatte aber sein Auskommen und wurde nicht zum Bittsteller.
So manchen Auftrag konnten sie nach Hause geben, Bruni hatte sehr hilfreiche Geräte parat,
die er gerne verschickte oder auf dem Freihof abholen ließ, mit Einweisung versteht sich.

Von Witzenhausen nach Hofgeismar bis nach Höxter, alles sehr ländliche Gegenden,
die Arbeit genug hatten.
Nach Bodenwerder den Weser entlang kamen sie vor dem Winter nach Bremen.
Dort gab es Arbeit im Hafen und dann in einem der vielen Kontore-
sie überprüften Frachtlisten und trugen Stückwerke ein,
schliefen auf Kaffeesäcken in Lagerhallen und halfen
Fisch zu entladen und auch auf dem Markt zu verkaufen.
Ein älteres Paar hat schon ein wenig mehr an Vertrauen zu erwarten, besonders bei gleichaltrigen Kunden.

In einem Fischverkaufsladen, nahe des Marktes haben sie den Winter verbracht,
genau gesagt in einem der Dienstbotenzimmern dieses prächtigen Patrizier-Hauses.
Wer handeln kann, ist dort in dieser Hansestadt gut angesehen und gut aufgehoben.

Die Wochen und Monate vergingen wie im Flug, ein ganz neues Leben tat sich auf,
etwas, was die Beiden noch nie zuvor erlebt hatten.
Feine Leute, reiche Händler, vornehme Geschäfte, fast herrschaftliche Stadthäuser.
In Bremen ging es geschäftig, aber nicht hektisch zu, anders als in vielen anderen Städten.
Und doch waren sie froh, als sie diese Urbanität wieder verlassen konnten:
Bremen war ihnen genug, Bremerhafen wollten sie nicht haben und auch Hamburg nicht.
Über Bremervörde ging es nach Stade, von dort über den Elbestrom, der doch schon sehr beindruckte.
Bis nach Büsum strebte sie hin, die Elbe - die Nordsee wollten die Beiden allemal erleben.
Zwischen Rendsburg und Kiel haben sie sich wohl gefühlt
und waren als Schäfer immer gefragte Leute.
Die Steilküste bei Grömnitz haben sie gesehen, Lübeck erlebt und Marzipan gekostet
und in der Ostsee ausgiebige Bäder am weichen Strand gemacht.
Sie haben Bernstein gesammelt - für die lieben Kleinen zuhause und am Strand geschlafen.

Fisch haben sie in dieser Zeit genug gegessen- irgendwann war mal genug..
Über Ratzeburg ging es nach Lüneburg, wieder waren dort die Schafe- pardon Heidschnucken- zu hüten.
Diese Arbeit war den Beiden besonders angenehm- Tiere
geben keine Widerworte und hören nicht bei jedem Gespräch neugierig zu..
Die Sonne schien lang und heiß dort in der Heide,
die sumpfige Gegend hat ordentlich viele Mücken gezeugt,
die ein wahres Festmahl geboten bekamen..
Die Torfstecherei haben sie kennen gelernt, einiges über die Bienenzucht erfahren.
In Soltau waren immer noch Heidschnucken- man gewöhnt sich daran..
über Nienburg, Osnabrück nach Enschede bis vor Apeldoorn sind sie gekommen,
als das Verstehen der Sprache immer schwieriger wurde.
Von Emmerich sind sie dem Rhein stromaufwärts gefolgt.
In den fruchtbaren Niederungen gibt es für Bauersleute immer genug Arbeit-
der Herbst war da und die Ernte wollte eingefahren werden.

Im kommenden Frühjahr wollten sie ab Köln den Wanderweg nach Rennerod nehmen,
um die Papiere persönlich zu übergeben..
Noch war der Herbst im Land und noch wurde kräftig gearbeitet-
wer essen und schlafen will, muss zuvor etwas leisten.
Die Bauern zahlten gerne für neue Ideen, besonders, wenn man damit Geld und Zeit sparen konnte.
Aufträge kamen und Vorbestellungen, die alle sorgfältig notiert wurden.
Abends war der Strom noch lange ein Wärmespeicher
und bot eine herrliche Kulisse mit seiner Weite und den Schiffen darauf.
Die Nähe zu Holland brachte einige interessante Erkenntnisse in der speziellen Käseherstellung,
wo die beiden besonders gerne halfen.

Sie gingen den bequemen Weg am Rhein stromaufwärts weiter, nahmen Ort um Ort in Ruhe an,
sie kamen mit vielen Leuten ins Gespräch, segelten ein Stück mit Fischern,
sie halfen Fische zu fangen, zu räuchern, zu verkaufen.
Auf den Feldern Karotten zu ernten und Kohl- am Rhein ist alles etwas früher,
nochmal deutlich früher als im Westerwald.
Sie halfen in Meiereien mit und sprachen mit vielen Handwerksburschen auf Wanderschaft,
sie trafen viele Reisende an, die nur zum Spaß ihr Leben mit dieser Tätigkeit verbringen,
sie sahen wichtige Herren mit Siegelringen, die durch sie hindurch blickten,
sie hörten von Herrschaften und Gebieten, die sie niemals zuvor gewahrten.
Überall waren Abgabeneintreiber, alles war besteuert-
aber wer nichts hat, hat nichts..

Sie lebten praktisch von der Hand in den Mund, wie man so schön sagt.
Ihr Kapital trugen sie in Form von Aufträgen mit sich, Geld war -konkret und direkt- dadurch nicht zu holen gewesen,
Diebe oder Zöllner wittern fette Beute sofort !
In Köln haben sie ihr Wissen aus Bremen gut anwenden können und sind ein paar Wochen geblieben.
Hafen ist Hafen und Handelshäuser sind sich überall ähnlich.
Sie kauften ein paar Geschenke für die Kleinen daheim- Süßes wird immer gerne gesehen.
Nach Siegburg begann die Luft wieder nach Heimat zu riechen.
"Richtung Altenkirchen" war eine Beschilderung nach ihrem Geschmack.
Bauern sind und bleiben Bauern, deshalb sind sie mit den Leuten auf dieser Strecke leicht zurecht gekommen.
Einige Lehrgänge haben sie gemacht, viele Neuerung in Anbautechniken und Bodenbearbeitung,
über Sämereien und Setzlinge, Schädlingsbekämpfung und Düngung haben sie gehalten.
Das war recht erfolgreich und hat einiges an Geld gebracht- die Summe der Dörfer und Gehöfte war es,
die eine erklägliche Summe gebracht hat.
Einige Vorbestellungen kamen dazu.
Die Liste der Interessenten hat sich gut gemacht, eine gute Auftragslage wird den Bruni freuen.

Langsam, aber sicher näherten sie sich der Heimat und freuten sich,
die Familie wieder zu sehen, wer weiß, was die in dieser Zeit alles erlebt haben,
was sich im Umfeld zugetragen hat,
hoffentlich waren die Zeiten und die Gesundheit zugetan!

Ein ganzes Jahr auf Wanderschaft- so schnell vergeht also ein Jahr..
von Siegen herab war es nicht mehr weit,
sie empfanden das, was man bei den Pferden "den Stallgeruch wittern" nennt,
die Schritte beschleunigen sich.
Beide sehnten sich nach dem Freihof.


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"Uboot-Kartusche"

Gerade lese ich einen Roman, der sich um die Tätigkeiten der Geheimdienste dreht:
"Tom Clancys OP Center 4 Sprengsatz"

Dabei kommt mir der Gedanke, daß die USA ihre Auslandseinsätze beenden sollte
und jedwede Einmischung in die Angelegenheiten fremder Völker,
auch wenn diese in der Nato sind oder der Nato drohen
oder terroristische Einsätze von irgendwoher tun.
Die Nato sollte zusammen handeln und das eben nur, wenn Nato- Grenzen verletzt worden sind.

Es wird dringend an der Zeit, daß diese bevormunderischen, belehrenden und maßregelnden Kraftakte aufhören.
Das wäre gut für die USA und deren Ansehen in der Welt.
Die Grenzen dürfen nicht durch angebliche Beistandspakte oder diplomatische Verwicklungen
oder Resourcenbegierlichkeiten verletzt werden.
Niemand sollte sich militärisch oder geheimdienstlich in anderen Ländern bewegen dürfen.
Jedes Land hat im Inneren genügend Hausaufgaben zu machen,
wo diese Spezialkräfte garantiert sinnvoller eingesetzt werden könnten -
z.B. das Verhökern von Waffen gegen Rauschgift, der Computerhandel,
der Lobbyismus etc. als Sondereinheit sozusagen.. oder irre ich mich?

Historisch betrachtet, hat JEDES Land genug Leichen im Keller, wenn wir mal ehrlich sind;
das soll weniger relativieren, als zur Zurückhaltung mahnen.
Auch Amerika hat da Probleme - ich brauche da nur an die Indianer denken, die immerhin Ureinwohner sind!
(Inzwischen können wir uns gut in die Aborigines, Indianer und Eingeborenen hinein versetzen,
wo Europa sehr stark -geradezu systematisch und mutwillig oder durch eine zynische Ideologie- überfremdet wird.

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