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Reihenweck 66









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Cafe' Minette I


(eine fiktive Geschichte)

Eine mittlere Kurstadt in Hessen zog schon lange bekannte Gesichter an,
Leute die sich gerne zeigen und solche, die ein wenig separat sein mochten.
So ist eine Oase , etwas weg vom dem Trubel der Geschäftsstraße, vom alten Ortskern, eingeklemmt zwischen dem Amtsgericht und dem Kurviertel ein beliebter Ort der Besinnung.
Das Cafe' Minette hatte an jeden Wochentag geöffnet,
ohne Ruhetag und das schon ab 10 Uhr am Morgen bis zehn Uhr am Abend.
Man sagt, es sei dort "spießig" und "alt", was man dem uralten Gastronomiebetrieb freilich ansah.
Warum, so fragte man sich, solle so ein alter Kasten auch "einen auf modern" machen?
Das Haus wurde von zwei Paaren betrieben,
die im Obergeschoss ihre Wohnungen und im Hauptgeschoß ein richtig großes Cafe,
das mit bequemen Samtstühlen mit Federkern in großzügig angeordneten Sitzgruppen bestanden war, betrieben wurde.
Alles strahlte eine gediegene Art aus, nicht protzig, aber fein genug für die gehobene Gesellschaft.
Man ruhte bei speziell für dieses Haus geröstetem Kaffee,
der eine ganz eigene Note besaß, freilich wohl wurde gewärmte Milchsahne dazu serviert
und die guten alten Zuckerwürfel mit Zuckerzängchen, alles mit feinem Rocaille Geschirr und klassischem Besteck,
Stoffservietten und allem was dazu gehört.
Die Konditorwaren hatten selbstverständlich handwerklichen Ursprung und waren keine Massenprodukte.
Selbst die Pralinen waren frisch und handgemacht.
Wie ein einem alten Herrenklub waren Zeitungen aller Art parat,
Schirmständer und ein Empfangschef oder Butler oder Oberkellner -
die Bezeichnug war in diesem Cafe' nicht von Bedeutung.
Hartmann versah diesen Dienst schon lange und er war aufmerksam und höflich,
aber distanziert genug um nicht aufzufallen.
Still nahm er die Garderoben ab und gab diese in die Garderobenecke, zu der nur er den Zutritt hatte.
Hier war alles wohl aufgehoben und gewärmt.
(Das wurde durchaus geschätzt, wenn die kalte und nasse Zeit des Jahres war)
Der gute, Schmutz und Nässe aufsaugende Teppich tat seinen Dienst ebenso unaufällig wie Hartmann,
wenn dieser die Oberkleidung, Hüte und Schirme an sich nahm.
Er verwechselte niemals die in Obhut gegebenen Klamotten - das hat er eben von der Pike auf gelernt.
Hartmann war einmal in einem noblen Hause Diener und war immer korrekt gekleidet,
wie das ganze Personal und auch die Inhaber des Cafe' Minette, das mit Parkettboden und Stuck ausgestattet war.
Jeden Nachmittag waren ein oder zwei Musiker dort,
die zeitlose Salonmusik spielten - ruhig und doch nicht langweilig.
Zu den anderen Zeiten spielte die gleiche Musik vom Band, unauffällig und dezent.
Man hielt sich deutlich länger im Cafe' Minette auf, als in anderen Gastronomie - Betrieben;
es war ein beliebter Treffpunkt älterer Herrschaften, denen die Kaffeestunde daheim zu einsam war.
Hier sah man Geschäftsleute, Pfarrer, Kurgäste, Vertreter, Lehrer, ganze Kaffee-Kränzchen,
Urlauber und sogar Schüler und Schülerinnen der höheren Klassen, die ihre Hefte und Bücher vor der Nase hatten.
Hartmann sah sie alle und war verschwiegen, wenn in der hinteren Ecke sich ein Rendezvous anbahnte.
Hier schien die Zeit stille zu stehen - was für ein Genuß in der heutigen Zeit !
Man hob nur die Hand, dann kam die aufmerksame Bedienung
in ihrem adretten Kostüm und Spitzenhäubchen an und nahm die Bestellung entgegen
- alles in leisem Ton - und so wurde auch bezahlt.
Hier wurde niemals auch nur die Stimme erhoben..
..den Rest an Geräuschkulisse dämpften schwere Vorhänge dezent ab.




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Cafe' Minette II



Hier schien die Zeit stille zu stehen und sich auszuruhen.
Die "Jobs" in dieser Lokalität waren begehrt, gerade bei Studenten der nahen Uni.
Im Nachbarhaus, ganz unspektakulär, wurde an den Konditorwaren gearbeitet,
eines der Betreiberehepaare des Cafe' Minette ging ganz darin auf.
Die Torten und Törtchen hatten eine Schoko-Verzierung mit dem Namen "Cafe' Minette" in Goldbuchstaben eingeprägt.
Sie lieferten auch außer Haus, wenn Feiern anstanden.
Mit dem guten Namen darf man keinen Schindluder treiben -
wehe, wenn etwas nicht so gut geworden ist, das ging an die Tafel.
Die Besucher dieser Sozialeinrichtung waren sich einig:
Selbst diese -nicht so gut gelungenen Konditoreierzeugnisse- sind allemal besser, als das was man sonst so kaufen kann..

An den Sitzgruppen draußen sah man eigentlich nur Touristen, die recht eilig waren,
denn es gab viele Sehenswürdigkeiten in der Stadt abzuklappern.
Diese Freiluft - Lokation wurde von dem kleinen Eissalon gegenüber betreut,
den eines der Kinder der Betreiber des Cafe' Minette inne hatte.
Niemand sagte etwas, wenn man sich mit der Bratwurst und dem Brötchen vom Metzger nebenan dort hin setzte,
bestenfalls wurden Getränke dazu angeboten oder ein Brötchen.
So arbeiteten die Geschäftsleute in dem alten Ortskern zusammen, das war allemal besser, als sich bekämpfen zu wollen.
Die Versammlung der Gewerbetreibenden war immer in einem anderen Lokal, freilich auch im Cafe' Minette.
Die jeweilig anderen spezifischen Anziehungspunkte der Altstadt ergänzten auf diesen Weise einander.
Diese Versammlung hat einen Rentner gewinnen können,
der dort Prospekte der Stadt anbot und die Wege zu den Sehenswürdigkeiten
und deren Inhalte den fragenden Touristen erklärte.

Soweit war hier die Welt noch in Ordnung, was aber immer mehr ins Rutschen zu kommen schien..
..leer gewordene Wohnungen wurden von immer mehr Fremden besetzt, die von der Stadt Wohngeld bezogen haben.
Junge Leute zogen lieber in die Randbezirke, in moderne Wohnngen
oder bauten im sogenannten "Speckgürtel" neu, wenn sie sich das leisten konnten.
Für Studenten wurde die Stadt immer teurer, weil die Mieten durch Angebot und Nachfrage anzogen.
Die Vermieter freuten sich, denn durch den Zuzug wurde auch das letzte Loch noch teuer vermietet.
Aus ehemals guten Wohnungen und Häusern wurden Mietkasernen, keiner kannte keinen.
Zuerst nannte die Politik diese Flut "Familiennachzug".
Bunte Bevölkerungsgruppen bildeten sich heraus, dann wuchsen Großfamilien heran,
die nach und nach Haus an Haus in der Altstadt kauften.
Einheimische begannen diese Strassen zu meiden oder gingen nur im Hellen dort entlang.
Das sprach man nur untereinander, öffentlich durfte das keiner sagen, sonst war der Ruf ein "Na zi" zu sein, zur Stelle.
Abends stritten sich rivalisierenden Clans junger dunkler Männer um die Vorherrschaft.
Schlägereien und Messerstechereien und Moped- oder Autorasereien waren an der Tagesordnung,
wie die Besuche der Polizei, die früher dort bestenfalls in der Frühstückspause auftauchte.
Bald begannen die letzten Einheimischen wegzuziehen, die einen in das Altersheim, die anderen zu Verwandten oder
sie mieteten sich am Stadtrand ein.
Die Umsätze der Metzgerei, der Konditorei und des Cafe's Minette gingen zurück,
weil die neuen "Bürger" nicht in die einheimischen Geschäfte gingen.
Jeden Tag gab es im Eissalon Umsatz, aber auch Schlägereien und Gewalt,
sexuelle Übergriffe wurden von der Stadt herunter gespielt.
Die Polizei nahm verschiedene Schutzgelderpresser fest und war immer häufiger in diesen Straßen unterwegs.
Auf Druck der Bürgerversammlung wurden die erheblichen Ausgaben an Miete und Soziallast gedeckelt,
was die Vermieter veranlasste, ihre alten Häuser nach und nach zu veräußern.
Die einzige Klientel, die sich noch dafür interessierte, waren Grossfamilien aus Osteuropa oder dem arabischen Raum.





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Cafe' Minette III

Der Dreck und Abfall in der Straße wurde mehr und mehr, die Ruhezone geriet ins Abseits.
Die Straßenreinigung mußte jeden Tag ausrücken, auf Verlangen der noch verbliebenen Gewerbetreibenden.
Der Metzger bekam Morddrohungen, wenn er am Freitag seinen Laden öffnen wollte, wie er das schon immer tat.
Frauen wurden "angemacht", wenn sie ohne Kopftuch die Straße zu ihrem Arbeitsplatz gehen wollten oder mußten.
Die Kinder gaben den Eissalon auf und zogen weg.
Bald eröffnete eine Moschee in diesen Räumen.
Diese dort einströmenden heiligen Leute störten sich am Cafe' Minette gegenüber,
weil dieser Betrieb ihrem Denken entgegen war und so zogen die Prediger ins Stadthaus um Klage zu erheben.
Der Bürgermeister verstand die Welt nicht mehr, wollte er doch eine offene,
eine bunte und frohe Stadt, die wirtschaftlich und weltoffen sein sollte.
Er war immer ein Befürworter von mehr Buntheit und nun hatte er ein Problem.
Der Mullah holte Verstärkung aus der Zentralmoschee der Metropole, die längst in weiten Teilen eingenommen war.
Die ersten Fassaden begannen zu bröseln und mit denen auch die Geduld der restlichen Einheimischen,
die unter einem ideologischen Mantel mundtot gehalten wurden.
Nach und nach wurde dieser Mantel des Schweigens mürbe..
..das äußerte sich in der Stadtverordnetenversammlung als dumpfes Grollen.
Man berief eine Grund- und Eigentümer-Versammlung ein
und wollte eine "offene Diskussion" über das Wohl und Wehe der Stadt,
zumindest der Innenstadt, führen.
Die Leute standen schon vor der anberaumten Zeit vor den Türen der Stadthalle, um an der Diskussion teilzuhaben.
Der Konditor der beiden Besitzerpaare des Cafe's war abgeordnet, um die Sache in ihrem Sinne zu bereinigen.
Vor dem Cafe' Minette waren die Tische und Stühle auf dem Vorplatz bereits ein Opfer junger Zugegezogener geworden,
die mit ihrer Kraft nicht wußten wohin.
Skater zwischen alten Obstkisten und abgemeldeten Autos aus der Nachbarschaft mißfielen den Besuchern des Cafe's.

Der Konditor war ein schlauer Fuchs und er sprach mit dem Dönerbetreiber von gegenüber,
das konnte er gut, weil er immer schon "diplomatisches Geschick" bewies.
Der Betreiber des Döners war der Patriarch des größeren Clans und ziemlich einflußreich,
denn überall in der Stadt gehörten Unternehmungen zu seinen Leuten.
Der Prediger war ein entfernter Verwandter aus seiner Heimat.
Der Konditor lud den Gesprächpartner in seine Konditorei ein und sie verhandelten in der Hinterstube.
Ein Botenjunge wurde los geschickt und bald kamen noch drei andere ältere Männer aus dem fernen Orient dazu.
Der nächste Treffpunkt war beim Notar, einem alten Bewohner der Stadt, der die Leute aus dem Cafe' Minette bestens kannte.
Er überblickte blitzschnell das Geschick dieses Kontraktes.
Der Kaufpreis für beide Objekte wurde vereinbart und der Vertrag hieb- und stichfest gemacht.
Eines der Ehepaare aus dem Cafe' ist danach nach Bayern gereist, wo deren alte Heimat war -
und hat dort in einem Kurort ein neues Objekt für beide Paare erstanden.
Es lohnt sich, die alten Kontakte aufrecht zu halten,
denn dann war auch ein so heikles Ding, wie die Übernahme eines Traditionshauses kein Problem.
Ganz in der Nähe des Kurparks, ein altes kleineres Hotel mit großem Speisesaal.
Die Anbindung an die Kurpromenade stimmte alle hoffnungsfroh.
Bald kamen die Umzugswagen und es ging los, als das Geld auf dem Konto war.

Die beiden Paare unterhielten sich auf der Fahrt zum neuen Wirkungsort,
ob diese Aktion nicht doch zu überstürzt gewesen sei, als die Meldung per Handy kam:
Es war der ehemalige Metzger, der sich inzwischen zur Ruhe gesetzt hat - dieser schimpfte die ganze Zeit.
"Ihr Bazis habt euch davon gestohlen und uns hier allein gelassen mit unseren Grabenkämpfen -
auf der Versammlung, wo ihr nicht einmal die Güte hattet teilzuhaben, ging es heiß her!
Beleidigungen, Drohungen, Wutausbrüche, fast wäre es zu einer wüsten Schlägerei gekommen,
wo schon einige Teilnehmer die Messer gezogen hatten.. als die Polizei eingriff und die Versammlung auflöste.
Der so freundliche Bürgermeister ist durch die Hintertür geflüchtet und mußte zu Fuß nach Hause gehen,
weil jemand einen Grillanzünder auf ein Rad seines Wagens gelegt hatte, der dann lichterloh zu brennen begann.
Wie zu erwarten, stand kein Name daran."
Entsetzt hörten die Vier diesen Bericht, der noch weiter ging:
"Die ganze Innenstadt ist im Aufbruch, nur noch wenige Standhafte sind in ihren Wohnungen geblieben
und haben sich der veränderten Kultur angepasst oder besser untergeordnet.
Diese alten Mieter schlichen Freitags wie die Mäuse durch die Gegend, um keinen Ärger zu erregen.
Der Spirituosen- und auch der Buchladen und der Bäcker hat schon ein weißes Tuch vor das Schaufenster gehängt:
Wegen Umbau vorübergehend geschlossen !
Der Miederwarenladen hat die Schaufenster zugesprüht bekommen - Anzeige gegen Unbekannt.
In der Büchertausch-Ecke wurden zuerst die Exemplare entfernt, die den neuen Menschen mißfielen,
später dann hat man diese Einrichtung geschlossen,
weil schon der 2. Brandsatz davor gefunden worden war,
er jedoch nicht funktionierte.
Die Stadtverordnetenversammlung wollte nach neuen Betreibern oder Übernahme-Kandidaten suchen,
was aber immer ins Leere lief.
Dort wollte sich keiner etablieren, wie es immer wieder hieß.
Nun steht jeder 2. Laden leer, die anderen Lokalitäten sind in italienischer, griechischer, türkischer und jugoslawischer oder bosnischer Hand.
An den Türklingeln sind nur noch ganz selten einheimische Namen zu lesen."
Das wußte ich freilich schon, antwortete der Konditor- deshalb habe ich meiner Frau und den beiden Freuden zu striktem Stillhalten geraten.
Diplomatie oder auch nur der Kontakt zu diplomatischen Leuten hätte uns teuer zu stehen kommen können!




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Cafe' Minette IV


In Bayern:
Die Hotelzimmer wurden zu zwei Wohneinheiten umgeformt,
was technisch wenig problematisch war.
Die Gaststube war nicht so fein wie in Hessen, was die beiden Frauen nicht ruhen ließ,
die gleichen Bedingungen auch hier zu installieren.
Hartmann reiste gerne nach und Bedienungen fand man hier genau so wie in Hessen,
zwar keine Studenten, dafür aber gestandene Hausfrauen,
die sich ein Zubrot verdienen wollten.
Das alte Gasthaus war groß genug für das Cafe und die kleine Konditorei.

Der Beleuchtungsfachmann vor Ort hatte bald die große Leuchtschrift am Haus angebracht:
Cafe' Minette 2, in bayrischen Rauten.

Alles kam nach und nach in die exakt gleiche Ausstattung,
wie im alten Cafe', fast haarklein.
Bald kamen die Kinder wieder - nur zu Besuch, denn auch sie hatten alles anderweitig neu beginnen lassen.

Am Anfang kamen nur die Kurgäste und Touristen in das neue Cafe,
das so sehr anders war, als alle anderen.
Die Musiker waren von der gleichen Sorte wie früher, nichts,
aber auch rein gar nichts hat sich geändert - außer:
Beide Ehepaare sind in der örtlichen Politik aktiv geworden,
um eine solch furchtbare Vertreibung nicht noch mal erleben zu müssen.
Hier in Bayern galt immer noch: Mir san mir !
Fassungslos lauschte der Stadtrat den Erzählungen der beiden Paare, die hier viel Geld investiert haben. Im ehemaligen Gasthof hat man überall Kreuze aufgehängt, sogar auf den Toiletten.
Die Stadtverordnetenversammlung blockte von hier ab hier jeden Versuch von Ausländern
oder Fremdstämmigen sich in der Stadt nieder zu lassen
und machte es den bereits Zugewanderten so schwer wie irgend möglich mit ständigen Hygienekontrollen und Brandvorschriften und Beschäftigungsverhältnissen etc.
Die Vermieter spielten mit, als sie die Schilderungen vernahmen:
Wir wollen keine Infiltranten, die unsere Heimat kaputt machen.

Langsam, aber sicher kamen immer mehr bessere Bürger in diese neue Lokalität und begannen diese wertzuschätzen.
Wer unbedingte Ruhe und allerbeste Qualität schätzte, war hier im Cafe' Minette bestens aufgehoben.
Eine gehobene Adresse in einer kleinen Kurstadt ist sehr wichtig, da waren sich alle einig.
De Fleur und die zuvorkommende Bedienung sind heute längst zum Museumstück geworden
und deshalb begann man in der kleinen Stadt umzudenken und dem Rat der "Wirtschaftweisen" den Rücken zuzuwenden.

Leise spielte die Salonmusik vom Band, Hartmann hatte einige feuchte Mäntel der Gäste zu trocknen,
Schirme zu verstauen und den immer mehr zuströmenden Besuchern die Tür aufzuhalten
und sie höflichst zu begrüßen, als seien sie etwas ganz Besonderes.

Die alte Katze des Vorbesitzers schlief noch immer im Kellerfenster auf ihrer Decke..
ab und zu gab es etwas Sahne für sie.

Der Feierabend nahte und die 2 Paare saßen zusammen bei der Abrechnung, wie immer,
als es klopfte und der Bürgermeister aus Hessen vor der Tür stand.
Verdutzt ließ man ihn ein, Hartmann war bereits in sein Zimmer gegangen,
unter dem Dach des Gasthauses, pardon des Cafe's.

Ja Herrgottszeiten, was machen sie Batzi denn hier bei uns in Bayern?
"Ich sehe, sie haben sich gut eingelebt", meinte der späte Gast erheitert,
"ich mußte ganz einfach mal schauen, wie es euch Vieren in der Fremde geht,
wir machen gerade Kurlaub in der Stadt und wollten uns einmal so richtig durchchecken lassen."
Seine Frau und die beiden großen Töchter waren schon zur Ruhe gegangen
und ließen ihren Vater gerne "noch mal durch die Kneipen ziehen".
Nach Alkohol stand ihm aber nicht der Sinn, viel eher wollte der Bürgermeister sich ausheulen:
"Das hat meine Fraktion und auch der "alternative" Koalitionspartner nicht vorher gesehen oder man hat die Katastrophe ganz einfach kommen lassen."
Er fuhr fort in seinem Redeschwall:
"Reihenweise hauen mir die Bewohner ab, jeder der kann flüchtet irgendwo hin -
die meisten auf das Land, wo man schon immer skeptisch gegen Fremde war."
Unser Stadtsäckel ist permanent nicht nur leer, sondern tief in den roten Zahlen.
Jede Steuer muß eingetrieben werden, jeder Vollzug muß mit starken Polizeikräften begleitet sein,
sonst gibt es blaue Augen oder Stichwunden.
Den letzten Beitreibungsbeamten haben sie die Treppe hinab getreten, das muß man sich mal vorstellen !
Inzwischen haben wir schon zwei Menschen mit Wurzeln im Stadtparlament, damit die Aufrührer ein wenig stiller sind.."



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Cafe' Minette V

Der Teich im Kurpark war gefroren, die Gäste auch, die in's Cafe' zum Aufwärmen strömten.
Hartmann bestand darauf, daß auch in einem Cafe' Grog serviert werden sollte und - er hatte einen unglaublichen Erfolg damit.
Er stammte von Hamburg und wußte ganz genau, was die richtigen Zutaten waren.
Am Ausgabeschalter hing fortan ein Zettel, wo haarklein der richtige Grog in seiner Zubereitung beschrieben war.
"Die Bayern sind voll darauf abgefahren", murmelte er selbstzufrieden.
Den Betreibern war es nur recht - sollen sie doch!
Dieser alte Gasthof war ein Vier-Seit-Hof, bestand also aus vier gleichen Teilen an Haus, die in der Mitte einen großen Innenhof bildeten, den man von der Straße aus nicht sah.
Das Anwesen ist vermutlich früher an der Stadtgrenze gewesen und inzwischen längst umbaut
von allerlei Gewerbe und Wohnanlagen.
Dem weiteren Ausbau des Cafe's Minette stand kaum etwas im Wege, wenn es um den Platz geht,
den man irgendwann einmal vielleicht brauchen könnte.
An ein Expandieren war von den Vieren nie gedacht worden.
Der Innenhof hatte eine Remisen-Seite, die ihre Autos aufnahm und die Garagen ersparte.
Die 3. Seite war für die Küche und den Konditor gedacht, die sich räumlich eben nicht einschränken brauchten.
Über allen 4 Seiten der Bauten gingen die Privaträume in einer Reihe entlang.
Die Paare verstanden sich gut, gerade wie in einer Familie, ebenso deren Kinder untereinander.
Drei waren noch in der Schule und hatten mit dem Cafe-Betrieb nichts zu tun.
Die Frauen aus der kleinen Kurstadt oder aus den Dörfern rundherum waren froh um einen neuen Arbeitgeber,
der sich mit diesem eigentümlichen Lokal etablierte.

Eines Tages kam der Metzger des Kurortes in Hessen zu Besuch und das war schon ungewöhnlich,
weil er mit Frau und Hund und einigem Bildmaterial anreiste.
Diese Familie hatte ihre Metzgerei aufgegeben, obwohl sie gut lief und die Kunden recht zufrieden waren.
Seine heiße Fleischwurst mit Brötchen waren der Renner.
Das Umfeld in der Stadt ist aber derart feindseelig geworden und hat die Stammkundschaft wegbrechen oder wegziehen lassen - bis der Laden meistens leer war..
.. keiner traute sich Schweinefleisch-Produkte zu kaufen,
dem neuen Umfeld war schon der Geruch ein Grund für dauernde Klagen vor Gericht,
längst schon mit sippeneigenen Anwälten.
Er präsentierte Aufnahmen von der Cam an seiner Metzgerei,
die eigentlich eine Abschreckung gegen Einbrüche sein sollte.
Die Vermüllung der Stadt fand wohl in den späten Abendstunden statt, wie das Urinieren an die Häuserwände..
und an Ladentüren unbequemer Lokationen der Stadt- absichtlich getan.
Er zeigte Aufnahmen von Bespuckungen seiner Kunden, wenn sie am heiligen Tage der Muslime in die Metzgerei gehen wollten.
Wenn sie sich unbeobachtet wähnten, zogen die Buben den Mädchen am Ranzen oder an den Haaren, bis sie nach hinten umfielen und sich verletzten.
"Du Hure!" Schallte es durch die Gasse, wenn ein Mädchen oder Frau alleine dort entlang ging und.. unverschleiert war.
Ich habe dieses Bild- und Tonmaterial der Stadt und der Polizei angeboten, aber die wollten davon nichts wissen und meinten:
Wenn sie nicht als "ausländerfeindlich" gelten wollen, werfen sie das Material weg,
wenn sie die Anzeige unbedingt machen wollen, können wir für ihren und den Schutz ihrer Familie
und des Geschäftes nicht mehr in vollem Umfange aufkommen, weil uns schlicht das Personal dazu fehlt.
Die Stadt weigert sich ihre eigenen Ordnungskräfte dort tätig werden zu lassen,
weil das Verletzungsrisiko zu hoch ist - etliche Ordnungskräfte sind nach Angriffen in den Krankenstand gegangen.
Zwei Mitarbeiter sind schon länger in der Reha.
Man hat sie umgestoßen und am Boden liegend ins Gesicht getreten.
Das ist oft genug vorgekommen.
Die Landespolizei hat auch noch andere Aufgaben, als für Ruhe und Ordnung unter den Einwohnern zu sorgen.
Da mußte auch meine Frau bitter lachen "unter den Einwohnern" ist gut, wirklich gut !

Deshalb haben wir den Laden lieber dicht gemacht.
Er war sowieso nur angemietet und der Vermieter war inzwischen auch einer von denen..
..wie? Von denen?
Sie wissen schon. Aber wenn ich dazu etwas sage, folgt gleich die verbale Keule:
Sind sie rassistisch eingestellt?
Und genau diese Schwachstelle nutzen diese skrupellosen Leute,
um sich bei uns breit zu machen und letztlich zu verdrängen,
verdrängen aus der eigenen Stadt, aus der eigenen Straße,
aus dem eigenen Haus - die Beschimpfungen beziehen sich sehr schnell auf Zeiten, die wir nicht erlebt haben:
"Bist du ein N azi - Mann?!"
Man darf die nicht mal anschauen, wenn sie die Fassaden beschmieren:
"Was guggst du?!"
Die Täter wissen genau, diese Keule trifft immer !

Heute wohnen wir draußen auf dem Land, meine Frau arbeitet als Zeitungsbotin, ich verdiene mein Geld als Postbote.
Die Miete läßt nur wenig Raum in der Kasse und diese Tage bei euch hat die Krankenkasse bezuschusst, als Kurlaub.
Nochmal neu in meinen Beruf einzusteigen lohnt sich nicht, denn es sind nur noch wenige Jahre bis zur Rente,
die von der gleichen Partei weiter nach hinten verschoben wurde.

Die ehemaligen Metzgersleute fanden das Ambiente des neuen Cafe's so gut wie in der ersten Version davon und freuten sich,
daß man den Absprung so gut geschafft hatte.
Die Frage der beiden Paare war:
Was ist aus dem ersten "Minette" geworden?
Nun, es ist ein Ramsch-Kaufhaus geworden, wo Billigartikel verkauft werden.
Die Fassade ist arg mitgenommen, das feine Schild "Cafe' Minette" ist noch halb dran halb ab.
Kabel hängen aus den Wänden, im Durchgang zum Nachbarhaus stapeln sich die leeren Obstkisten,
weil in der ehem. Konditorei ein Obst- und Gemüseladen orientalischer Art entstanden ist.
Im Eissalon gegenüber wird "halal" geschlachtet und das Fleisch verkauft - ohne Kühlung.
Ziegenfleisch in Hälften hängt vor dem Fenster an der Straße.
Man bat das Metzgerpaar am übernächsten Tag in die bayrische Kommunalverwaltung,
wo der Bürgermeister mit ein paar Stadtverordneten wartet
um sich diesen Vortrag persönlich und hinter verschlossenen Türen anzuhören.
Entsetzt blieben die Herrschaften der Gemeinde zurück,
bleich saßen sie noch eine ganze Weile dort und berieten,
als das Metzgerpaar schon längst gegangen war.




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Cafe' Minette VI

Das Metzgerpaar blieb nur eine Woche in der Kurstadt und fuhr dann wieder nach Hause.
Die Teilnehmer des Treffens hinter verschlossenen Türen trafen sich danach im Cafe' Minette in einer stillen Ecke wieder.
Man war sich einig:
Der Mann spinnt nicht und seine Frau stimmt ihm zu, auch wenn sie kaum was gesagt hat.
Er sei immer politisch neutral gewesen aber was danach in der Stadt in Hessen passierte,
ist genau das, was wir alle nicht mehr haben wollten.
Die rechte Ecke kroch im hessischen Städtchen ans Tageslicht!
Von allen Seiten der Republik kamen sie herbei und demonstrierten, schlimmer noch, sie marschieren.
Dann kamen in doppelter Zahl die linken Chaoten und dann gingen Scheiben zu Bruch.
Wenn wir das vermeiden wollen, sollten wir an einem Strang ziehen und "mir san mir" bleiben!
Nach einem Grog verabschiedete man sich herzlich, - leicht schwankend gingen sie nach Hause.
A pfundiges Lokal, dös muß i soagn, meinte der Bürgermeister im Gehen.
Wie immer war die Musik bestellt, man spielte Mozart und die Gäste lauschten still,
kaum dass sie sich trauten mit der Kuchengabel auf den Teller zu kommen.
Als sich eine Trachtengruppe dort anmeldete, um den Jahrestag zu feiern,
spielte lautstark eine entsprechende Musi auf, so richtig mit Basstuba, wie sich das gehört in Bayern.
Anderntags schaute Hartmann als habe er Migräne, sagte aber sonst nichts dazu.

Hier war die Welt noch in Ordnung und das sollte auch so bleiben,
da waren sich alle einig, gerade weil in den Großstädten linke Gruppen Randale machen
und im Osten Deutschlands die "rechten" fröhliche Urständ' feiern und sagen,
daß diese Hälfte des Landes mehr Einfluß haben sollte;
NEIN, ein entschiedenes Nein.
Der Staatsbankrott der alten DD R war noch in vielen Köpfen
und niemand wollte eine neue kommunistische Pleite-Wirtschaft riskieren.
Aber auch die Überlegungen, diese Städtepartnerschaften fortzuführen,
war vom Tisch, diesmal endgültig.
Mit wenigen Gegenstimmen -aus der linken Ecke- wurde dagegen entschieden.
Solche Dinge sprechen sich herum wie ein Lauffeuer,
dabei wollen die Betreiber des Cafe's mit Politik so ganz und gar nichts zu tun haben.
Wenn Parteien die Lokation "Cafe' Minette" mieten wollten, sagte man beherzt ab.

Ansonsten war das Cafe' so wie es schon ehedem gewesen ist, ein Hort der Ruhe und Stille.
Wer hier her kam, wollte dem Trubel der Welt entfliehen und nur ein wenig genießen.
Wie in einem Wiener Kaffeestüberl, ganz harmonisch und unspektakulär gediegen.
Ein paar Jahre gingen ins Land, ohne daß irgend etwas passiert wäre,
da ging Hartmann den Weg, den wir alle einmal gehen müssen.
An diesem Tag war das Cafe geschlossen und sehr viele aus dem Ort gingen mit zum Friedhof.
Hartmann's Job übernahm ein gelangweilter Ruheständler,
dem schon vor Jahren die Frau gestorben war;
Hubert war oft genug im Cafe' in dieser Zeit der Trauer und sah Hartmann seinen Dienst verrichten.
Hubert ging es nicht um's Geld, eher um die Unterhaltung
und daß er weiter am Leben teilnehmen wollte.

Das einzig Beständige im Leben ist die Veränderung und so ging auch - nach dem Stadtrat,
der sich in den Ruhestand verabschiedete - auch der Bürgermeister seinen letzten Gang
und "gesellte" sich neben Hartmann, zwischen denen kam die alte Luise,
die Bäuerin des Großhofes zur letzten Ruh'.
Jeder Besucher der Beerdigung des Bürgermeisters ahnte:
Hier wird sich bald etwas verändern, wie sehr, das war freilich noch nicht klar,
weil die Wahl erst noch angesetzt werden mußte.




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Cafe' Minette VII


Erst in der Woche nach den Kommunalwahlen ist die Zeit des "Interims" vorbei gewesen,
wo der Stellvertreter des verstorbenen Bürgermeisters seinen bescheidenen Dienst tat.
Viele Bewohner der kleinen Kurstadt waren für einen ehrenamtlichen Bürgermeister,
der viel Geld sparen wird.
Das gab es in Bayern noch nie, daß ein solcher Gedanke umgesetzt wurde.

Die Aktion "Sicherer Hafen" wurde angestoßen, wo sich Städte bundesweit zusammen schlossen,
noch mehr Menschen aus anderen Erdteilen Aufnahme zu gewähren.
So ein Kurort sollte positiv in der Presse vermeldet werden, meinte dazu der örtliche Pressevertreter.

Ein altes Sanatorium war der geeignete Unterbringungsort für die Ankömmlinge, die sich seltsam benahmen.
Jede Kritik wurde von der vorgegebenen Meinung aus Berlin mundtot gemacht
und niemand mochte sich darum in dieser "humanitären Frage outen",
auch wenn hilfsbereite Bürger erfuhren, daß es wohlhabende Leute der Herkunftsländer waren,
die sich diese teure Flucht leisten konnten.
Die Zuwanderer aus Afrika trugen ihre Köpfe sehr hoch und forderten "ihre Rechte" ein.
Der Eigner des Sanatorium hat Hilfen beantragt und erhalten,
hohe Zuschüsse kassiert und sich dabei gesund gestoßen.

Bald war es in dieser Stadt wie überall im ganzen Land- man mußte fortan auf der Hut sein,
auf die Mädchen aufpassen, nicht alleine im Dunkeln durch die Gassen gehen.
Aber das war alles Polemik von der anderen politischen Ecke, so wurde argumentiert.
Der freie Eintritt, den die "Refugees" überall hatten, erzeugte den Irrglaube,
daß dies auch für das Cafe' Minette gelten würde und in Deutschland alles "frei" zu haben sei..
wie der Eintritt in das Kurbad und ins Schwimmbad, wo auch Mädchen und Frauen Opfer der Übergriffe wurden:
Freiwild.
Immer wieder mußte diesen Gratisgästen des Cafe's, den Zechprellern der Zutritt verwehrt werden.
Diese beschwerten sich bei den örtlichen Betreuern,
diese haben sich Unterstützung beim Bürgermeister holen wollen.
Der neue Bürgermeister ging darauf hin zu den beiden Betreiber-Paaren des Cafe's
und wollte diese zu einem "klärenden Gespräch" auffordern, um "die Sache zu bereinigen"
Verstehen sie, so hob er an, verstehen sie, daß wir nicht als ausländerfeindlicher Ort gelten wollen,
wo schon der Osten Deutschlands in diesen Verruf gekommen ist..
wir als Stadtväter sind gerne bereit, ihnen die Zeche zu bezahlen,
wenn die "Asylsuchenden" etwas verzehrt haben und nicht zahlen wollen,
das machen wir in aller Stille auch bei den Ladendiebstählen im Supermarkt,
dessen Betreiber damit einverstanden war, wie überall im Land.
(Das wurde uns auf einer Wanderung praktisch verifiziert von kompetenten Stellen,- Anmerkung des Autors)
Das wollte man von der Betreiberseite auf keinen Fall haben und sprach sich ab,
den Zutritt weiterhin zu verwehren, damit die zahlenden Gäste nicht vergrault werden und schlußendlich ganz ausblieben.
Am nächsten Tag kamen die Betreuer der neuen Sanatoriumsbewohner zusammen
mit ein paar ihrer Schützlinge ins Cafe', besetzen 3 Tische und bestellten fleißig.
Man trug diesen Gästen auf, die Betreuer zahlten und dann gingen alle wieder.
Zu dieser Zeit war noch kein anderer Gast in der Lokalität.
Am nächsten Tag kamen einzeln und in zeitlichen Abständen einige dieser Leute ins Lokal
und setzten sich in die hintersten Ecken.
Bald stieg seltsamer Rauch auf und den Betreibern war klar:
Haschisch oder so ein Zeug wurde dort geraucht.
Der Versuche diese Leute aus dem Lokal zu komplimentieren, schlug fehl,
statt dessen wurden die Toiletten verdreckt und im Rausch verschmiert.
Die Serviererinnen trauten sich nicht, den zudringlichen Gästen aufzutragen.
So mußte das Betreiberpaar helfen zu servieren.
Die Bestellungen wurden an die Tische gebracht und verzehrt.
Ohne zu zahlen gingen die "Gäste" wieder davon.
"Die sehen uns und unser Lokal und unser Land als Dienstboten an"
sagten sie sich und versuchten von der Stadtkasse die Zeche zu holen - Fehlanzeige:
Da müssten sie bitte dieses Formular "Hilfeersuchen" ausfüllen,
das kommt dann am Ende des Jahres unter der Rubrik "besondere Ausgaben" zur Verteilung,
wenn noch genügend Mittel im Stadtsäckel sind..
..na, dann danken wir recht schön, das war echt pfundig.
Sind wir denn die Heilsarmee?

Man muß kein Prophet sein, um vorher zu sagen was kam -
denn die Kassen waren schon seit Jahren chronisch leer.

Im Stadtrat besprach man die Kosten, die für die Miete des alten Sanatoriums,
die Heizung und die enormen Mengen an Wasser,
die Verpflegung und Betreuung aufgewendet werden müssen.
Man hat der kleinen Stadt 80 Personen zugeteilt und das macht 80x100 Euro , also 8000 Euro - pro Tag !
Der Stadtrat tagte in dieser Zeit noch häufiger, denn das Geld mußte irgendwo her kommen -
das Land und der Kreis halfen mit einer halben Kostenübernahme,
der Rest wurde von erhöhten Grundsteuern und erhöhtem Wassergeld beglichen,
was freilich nur die Einheimischen zahlen mußten
Die Zeitung setzte folgende Meldung:
"Wie sie Flüchtlingen helfen und damit noch Geld verdienen können,
Wohnungen vermieten und Spenden absetzen und Zuschüsse kassieren können.."

Spontane Diskussionen entstanden überall dort, wo sich Einheimische trafen.

Die Betreiber - Paare waren sich einig, wir lassen niemand mehr in's Cafe', der hier die Ruhe und Ordnung stört.




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Cafe' Minette VIII

Vor dem Eingang wurde nun herum gelungert und unter der Hand seltsames Zeugs gehandelt -
die herbei gerufene Polizei reagiert erst, als diese Typen wieder weg waren.
"Ja mei, woas solln wir do dun, wir ham unsre Order, uns sin die Händ gebundn."
So blieben die Gäste aus, weil keiner an den Gruppen vorbei gehen wollte und sich mustern lassen,
auch wenn sonst nichts geschah.
Wer ins Cafe' Minette ging, wollte einfach nur seine Ruhe und einen kleinen Genuß, mehr nicht.
Erst als man sich entschloß einen scharfen Wachhund anzuschaffen,
war der Spuk zuende und der Eingangsbereich und das Grundstück blieben frei.
Den Gästen aber ist irgendwie der Appetit vergangen, sie kamen immer weniger
und bald war der Traum von einer guten Lokation ausgeträumt,
weil auch das Haus gegenüber mit "Refugees" voll war, die dort lebten wie in der Kalahari oder in Mumbai.
Bevor man verkaufen mußte, verkaufte man freiwillig und diesmal an die Stadt -
diese suchte eine Unterkunft für weitere Flüchtlinge, die vom Kreis zugeteilt werden sollten.
Die notariell ausgehandelte Kaufsumme war deutlich niedriger, als der Wert, den der Gutachter nannte.
Mithilfe des Landes bekam die Stadt zinslose Darlehen und auch noch Zuschüsse dafür vom Bund.

Das Geld wurde angewiesen und unter den Eigentümern des Cafe' Minette verteilt.
Der Möbelwagen kam und die Vier fühlten sich selbst inzwischen wie Flüchtlinge,
die immer wieder aus dem eigenen Leben vertrieben werden, wo immer sie auch hin kamen.
Von nun an trennte man sich und ging eigene Wege, der eine Teil ging in Rente,
bekam in der Stadt Wohnbeihilfe und spazierte fortan im Kurpark herum,
tat einige kleine Hobbies und wartete darauf,
daß sich im Leben vielleicht noch etwas Interessantes tat.
(Was nicht der Fall war, die Kinder gingen ihrer eigenen Wege,
hatten selbst Nachwuchs und alle Hände voll zu tun)
So blieben die Alten alleine und suchten sich Freunde, mit denen sie ihre Zeit verbrachten.
Sie blieben bis zu ihrem Tod in der kleinen Kurstadt, die sie lieb gewonnen hatten.
Politisch waren sie niemals interessiert, auch nicht ansatzweise
und an Wahlen haben sie nie mehr teilgenommen.

Mit dem Konditoren-Paar hatten sie keinen Kontakt mehr, außer gelegentlichen Briefen.
In dem letzten Brief stand:
Wir sind wohlbehalten in Kiel angekommen
und haben die Wohnung über einer kleinen Konditorei bezogen, die wir pachten konnten.
Die Besitzer wollten sich auf ihr Altenteil zurück ziehen,
ein strohgedecktes kleines Haus in der Nähe der See,
wie man hier sagt, also des Meeres freien Blick genießen.
Die Konditorei läuft gut und sie wird noch besser laufen, wenn der Namenszug erst einmal angebacht ist:
"Cafe' Minette".
PS: Habt ihr den Hund noch?
Hier könnten wir das Tier nicht halten, dafür ist zu wenig Zeit und so ein Tier braucht viel Aufmerksamkeit..
Die Kunden kamen immer mehr, denn die Qualität sprach sich herum.
Einige Gäste liebten das Feeling an dem Dutzend Tischen und die Musik,
die nur noch vom Band kam, eben diese Aufnahmen, die man damals im alten Minette gemacht hatte,
mit den typischen Cafehaus - Hintergrundgeräuschen.

Die Antwort kam:
Ja, wir haben den Hund noch, der wird von uns als "Kommunikationsvehikel für Rentner" gebraucht,
ihr glaubt ja nicht, wieviel Leute man damit kennen lernen kann.. auf diese Weise sind nette Bekanntschaften entstanden, mit denen wir uns regelmäßig zum Gassi-Gehen treffen.

Das Konditoren-Paar hatte Glück, ihr ganz neues Cafe' Minette lief wie immer.
Es galt bald als "Geheimtipp unter Kennern" und wurde auch von Besuchern der Stadt bald entdeckt.
Die Inhaber hielten sich aus allem heraus, sie wurden privat auch nicht behelligt.
Der Umsatz war gut, obwohl die Preise schon Richtung Luxusklasse tendierten,
wie das im Cafe' Minette schon von Anfang an der Fall war.
"Qualität hat eben ihren Preis", stand in selbstbewußten Lettern an der Eingangstüre.

Das las auch ein Pfarrer, der sich schmunzelnd an einen freien Tisch setzte und die Karte studierte.
"Ach, sie haben auch Wiener Melange?"
Ja, selbstverständlich, das gehört wohl zu einem Hause wie dem unsrigen.
Danach nahm er einen Grappa, zahlte und ging, freundlich grüßend.
Danach kam er jeden Tag vorbei, immer um die selbe Stunde.
Eine alte Dame, sehr gut gekleidet, mit Mops und Schirm hatte eine ähnliche Leidenschaft,
aber mit einem Stück Sachertorte, die hier besonders gut war.
Ebenso jeden Tag, immer um die gleiche Stunde, -
der Pfarrer und die Dame gaben sich dabei praktisch im Kommen und Gehen die Klinke in die Hand.

Vom Schaufenster aus konnte man auf die belebte Straße vor der Kirche blicken, hier war immer Leben.

Der Duft von Gebäck und Kaffee zog aus der Lüftung - so geschickt angebracht war..


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Cafe' Minette IX


Das Leben im Cafe ging seinen Gang,
hier geschah nichts was irgendwie aufregte und genau deshalb kamen die Gäste dorthin.
Bald hatte man die Zeitungen gegen Boulevardblätter ausgetauscht,
weil an Nachrichten wohl keiner der Genießer Interesse zeigte.
Der Konditor bastelte an einem Event, eine Rokockobank mit Samtpolster,
die auf dem Pflaster vor dem Cafe aufgestellt wurde.
Zusammen mit einem Springbrunnen im gleichen Stil.

Diese Ecke zog eilige Kenner an, die hier auf der netten Bank ein feines "Teilchen"
oder 2-3 Pralinen aus der Hand zu sich nahmen oder einen "Pharisäer" tranken.

Ein alter Geiger kam ab und an vorbei, zahlte nie,
spielte aber eine halbe oder eine ganze Stunde lang bezaubernde Weisen auf seinem alten Instrument,
grüßte und ging wieder.

Später stellte sich heraus, daß der alte Herr ein Schuldirektor war,
dem es langweilte - hier in Kiel konnte er unerkannt seiner Leidenschaft nachgehen
und auf seiner Geige ein paar seiner Lieblingsstücke zum Besten geben.

Ein rechthabriger junger Mann, lang gewachsen und mit gutem Anzug trat im Cafe auf,
mit zwei weiteren aalglatten Männern,- der lange Dürre gab wohl den Ton an.
Die Betreiber hörten unwillkürlich Fetzen des Gespräches und waren entsetzt:
"Diese ganze altmodisch Ecke muß weg, unsere Stadt wird modernisiert.
In die Kirche geht auch keiner mehr
und deshalb haben wir mit der Kirchenleitung bereits Kontakt aufgenommen,
diese kleine unbedeutende Kirche aufzukaufen und den Investoren an unserer Seite ein wenig zu helfen -
das wird die Stadt Kiel in das neue Jahrhundert führen.

Sie zahlten und gingen, dann kam der Pfarrer, dem die Inhaber von diesem Gespräch erzählten.
Von nun an begann eine kleine "Verschwörung", der zufolge die Kirche bald immer voller wurde.
Die Mund zu Mund - Propaganda tat - wie immer - prächtige Dienste.
Es gingen auch Mitglieder anderer christlicher Konfessionen in diese katholische Kirche.
Der Pfarrer tat ein Übriges und wies darauf hin,
das das Christentum die Wiege unserer neueren Kultur sei und man zusammenhalte müsse,
gegen Säkularisation und Kommerz.
Die Betreiber des Cafe's hielten sich da heraus und machten weiter,
als hätten sie von alldem nichts mitbekommen.

Dann kamen Immobilienmakler und beredeten die Hausbesitzer um den Kirchplatz herum,
daß sie gerade jetzt zu guten Preisen verkaufen sollten,
bevor die Stadt hier mit einem Tunnelbauprojekt beginnen würde..

Das stimmte freilich nicht, wohl aber wurde auf Nachfragen im Rathaus von einer "Fortschrittsplanung" erzählt,
die noch ganz am Anfang sei.
Weitere Details wären noch geheim, bis der Stadtrat dem zugestimmt habe..

Die ersten Hausbesitzer wurden schon unruhig- wehe,
wenn hier alles aufgebaggert wird und der Lärm und Dreck und es müssen Umwege inkauf genommen werden!
Evtl. Risse in den Gemäuern und wer weiß was sonst noch an Unpässlichkeiten oder wertmindernden Dingen möglich..

Nach ein paar Wochen waren einige Besitzer reif für den Kontrakt und die ersten unterschrieben den Verkauf.
Die Preise waren nicht schlecht, aber auch nicht spektakulär zu nennen.
"Fair" nannten das die Makler.
Nach und nach sprach sich das herum und die Hausbesitzer waren schon etwas in Panik,
daß wenn sie zu lange warte würden, sie im Nachteil wären.
Was ist, wenn das Kontingent zum Aufkauf aufgebraucht ist?
So zumindest formulierten das die geschickten Werber der Immobilienbranche.
So tat das auch das Vermieterpaar,
jenes mit dem grasgedeckten Dach in Meeresnähe,
dem die Kosten etwas aus dem Ruder liefen.
Die Kündigung für das Cafe' Minette stand ins Haus
und die Betreiber waren sehr sehr traurig darüber,
zumal auch die Option zu einem evtl. Kauf nicht war,
denn der Vertrag mit den Maklern war schon unterschrieben und die Anzahlung eingesackt..
..noch waren zwei Monate Schonfrist, in welchen noch ein wenig zur Seite gelegt werden konnte.
Unser Konditorenpaar war verzweifelt, nur der Pfarrer hatte gewonnen.




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Cafe' Minette X

Die "Verkaufsverhandlungen", wie man das nannte,
waren eigentlich eine schiere Erpressung,
denn wer will schon einen Teil seines mühsam angesparten Immobilienvermögens verzichten?
Die Makler hatten leichtes Spiel und die Mund-zu-Mund-Propaganda tat ein Übriges.

Nun standen sie da, ein Konditor und seine Frau ohne Konditorei und ohne ein Dach über dem Kopf.
Sie hatten allerdings einige Groschen ansparen können,
weil kein Hauskauf nötig war, die Auszahlung aus Bayern noch unangetastet war
und die Lebenversicherungen zur Auszahlung anstanden.
Sie mieteten sich kurzerhand ein ganz billiges Zimmer in einem Hotel im Hinterland,
ließen den ganzen Hausstand dort wo er war und schliefen sich erst einmal aus.
14 Tage lang und schauten ab und an in die Stellenanzeigen.

Bald hatten sie verschiedene Dinge gefunden, die evtl. zusagen könnten,
aber sie kamen aus der Selbständigkeit und konnten sich bestimmt nur noch sehr schwer unterordnen
oder wollten das auch gar nicht.

Dann lasen sie:
Feines Eventhotel sucht gehobenes Fachpersonal - in Berlin.
Sie nahmen Konkakt auf und fuhren bald zur persönlichen Vorstellung.
Der Konditor erstellte handgefertigte Pralinen, sie hat eine Sachertorte gebaut
und Mandelhörnchen a la Cafe' Minette..
Die neuen Chefs waren begeistert und suchten den Kontrakt mit den Beiden,
die so routiniert zusammenarbeiteten, wie sonst kein Personal das schaffen könnte.
Kein Wunder, hatten sie doch dieses Gewerk schon zig Jahre lang gemacht -
als Ehepaar brauchte man keine langen Erklärungen, die Handgriffe saßen.

Die Gäste des Eventhotels waren begeistert und erzählten das Konditorengeheimnis herum.
Der Chef der Beiden war happy, denn er hätte mit Köchen,
aber nicht mit Konditoren gerechnet und schon einmal ganz und gar nicht mit deren riesigem Erfolg.
Nun verdienten beide ehemaligen Cafe' Besitzer gutes Geld,
sie hatten ihre festen Arbeitszeiten und waren in einem größeren Dachstubenzimmer des Eventhotels zufrieden.
Den ganzen Hausrat haben sie ganz einfach in Kiel gelassen
und durch den Pfarrer verschenkt an arme Leute.
Hier war die Vorzugsmiete gering und der Weg zur Arbeit nur eine Treppe und der Lift in den Keller.
Ein Auto brauchten sie hier nicht, das wurde verkauft.
Auf diese Weise kann man leichter leben, da waren sie sich einig.

Bald kamen im Eventhotel kleine Kochshows zum Zuge,
z.B. einen Kurs über selbstgemachte Pralinen
und edelste Torten und Gebäck für gehobene Ansprüche.
Die Beiden hatten alle Hände voll zu tun und so war von Langeweile keine Rede.
Der Titel der Seminare war immer "Cafe' Minette" !

Auf diese Weise war ihr feines Cafe' irgendwie "virtuell" geworden und.. unsterblich.
Das konnte keiner mehr kontaminieren oder gar wegnehmen!

Das ging drei Jahre gut, dann wurde das Eventhotel mit Mann und Maus verkauft,
eine Investorengruppe hat hier gutes Geld geboten, um damit -stark vergrößert-
eine "Altenresidenz" anzubieten, denn der Markt dafür war sehr stark.
Nun waren die Beiden die Welt leid und gingen auf Wanderschaft.
Die Kinder bekamen ab und zu Post von den Alten, die mal in Finnland,
dann in Schweden oder Norwegen waren und mal hier und mal da als Konditoren oder Köche ausgeholfen haben.
Wie die jungen Wanderburschen der Handwerkszünfte, nur daß sie eben als Meister auftreten konnten.

Sie gingen mit den Rucksäcken und Stöcken durch die Lande,
auf den Schirmmützen war der Schriftzug "Cafe' Minette" in bunten Farben aufgestickt.
Dadurch waren sie praktisch auch zu Märchenerzählern geworden,
weil sie viel erlebt hatten in ihrem Leben -
die Frage nach dem aufgestickten Namen war stets der Anfang.
Das Konto bei der internationalen Bank und die Adresse der Kinder waren die Sicherheiten unterwegs,
so daß man sie nicht irgendwann einmal als "Obdachlose" hätte einsperren können..
außerdem war ihr Outfit immer gepflegt und ansprechend, weil sie nur bei schönem Wetter weiterzogen.
Lange geblieben sind sie nirgends..
..und wenn sie nicht gestorben sind, so wandern sie noch heute!

Hier endet diese fiktive Geschichte, wie alles einmal enden muß.








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Zwischenruf im 73. Lebensjahr -Notizen-


25.1.24 Es ist Zeit für eine Reform, sagt die hohe Justiz und will, daß innerhalb von 48 Stunden einen Unfall melden muß, um dann nur mit einer Ordnungswidrigkeit bedacht wird. Ein Freibrief für Fahrten im Suff, denn dann kann man nicht mehr nachweisen, wieviel Alkohol im Blut war: Gesetze nach Buschmannsart? Wer macht solche Gesetze, wenn nicht potenielle Gefährder? Die Versicherer melden eine höhere Aggressivität im Straßenverkehr, wie auch die Polizei dieser Meinung ist, weil die Tat-Hemmschwelle sinken würde. Es wird hohe Zeit, daß da oben aufgeräumt wird.





Mein Vorschlag dazu: Weg mit den Spesenrittern und Abschreibern, hin zu einem gedeckelten Einkommen ALLER Staatsbediensteten für mehr Bodenhaftung. Weg mit den Dienstwagen, hin zur Anwesenheitspflicht in den Parlamenten.

Ich bin für die Hälfte an Parlamentariern, mit der Hälfte an Bezügen und Verbot jedweder Nebentätigkeiten und Unterstellung unter das Beamtengesetz, dann hört der Irrsinn auf.



.. auf dem Weg zum Tollhaus "Bananenrepublik", wo selbst die Satire nicht mehr mitkommt.